Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat offenbar den Antrag des Amerikanischen Turnverbands (USA Gymnastics) auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt. Dies geht aus Mitteilungen des Rumänischen Turnverbands (FRG) und des US-Amerikanischen Turnverbands (USA Gymnastics) von Montagabend hervor: «Der rumänische Turnverband möchte bekannt geben, dass der CAS in einer vor wenigen Minuten übermittelten offiziellen Mitteilung den Antrag des Turnverbands der Vereinigten Staaten, Jordan Chiles, und des Olympischen Komitees der Vereinigten Staaten auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt hat», teilte die FRG mit. Eine offizielle Bestätigung des CAS selbst lag am Montagabend noch nicht vor.
Der Bronze-Krimi zwischen dem Rumänischen Turnverband (FRG) und dem Amerikanischen Turnverband (USAG) geht in eine weitere Runde. USA Gymnastics hat nach eigenen Angaben am Sonntagabend ein Schreiben sowie einen Videobeweis beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) eingereicht. Darin werde schlüssig dargelegt, dass der Antrag von Cheftrainerin Cecile Landi, den Schwierigkeitswert ihrer Turnerin Jordan Chiles nochmals zu überprüfen, 47 Sekunden nach der Veröffentlichung des Ergebnisses eingereicht wurde, also innerhalb der von der FIG-Regel vorgeschriebenen Frist von einer Minute. In ihrem Schreiben bittet USA Gymnastics darum, das CAS-Urteil zu revidieren und Chiles' Bronzemedaille (13,766) wiederherzustellen.
Jordan Chiles hat nach einer Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) ihre gewonnene Bronzemedaille im Finale am Boden wieder verloren. Die Richter gaben am Samstag einem Einspruch des rumänischen Turnverbandes statt. Darin wurde angefochten, dass der Antrag auf eine nachträgliche Veränderung der Note für die US-Amerikanerin zu spät eingereicht worden sei. Der CAS schloss sich dieser Argumentation an. Der CAS erklärte in seiner Entscheidung die Korrektur für nichtig und forderte den Weltverband (FIG) auf, die Medaille entsprechend neu zu vergeben. Am Abend teilte die FIG dann mit, das Ranking sei dahingehend angepasst worden, dass die Rumänin Ana Barbosu wieder als Dritte geführt werde.
Als Darja Varfolomeev am Freitag in der Arena Porte de La Chapelle von Paris den goldenen Gipfel ihrer Karriere erreichte, flossen die Tränen der Erleichterung in Strömen. Mit 142,850 Punkten hatte die Rhythmische Sportgymnastin vom Meister TSV Schmiden im Mehrkampffinale der Olympischen Spiele nicht nur ihre eigenen Nerven, sondern auch die gesamte Konkurrenz in Schach gehalten. Vergessen waren die Unsicherheiten des Vortags, als der 17-Jährige bei ihrer Übung den Reifen verloren und sich später mit dem Band verhedderte hatte. «Ich bin einfach nur froh, dass ich vier saubere Übungen gezeigt habe und das bis zum Ende durchgezogen habe», sagte sie nach der Medaillenzeremonie.
Darja Varfolomeev hat die Goldmedaille im Mehrkampf der Rhythmisches Sportgymnastik bei den Olympischen Spielen in Paris gewonnen und schreibt damit Sportgeschichte. Mit ihrem Olympiasieg schaffte sie das, was noch keine andere deutsche Gymnastin vor ihr geschafft hat. Die 17-Jährige vom Meister TSV Schmiden erreichte 142,850 Punkte und zeigte damit deutlich, wer die Weltspitze anführt. Für Varfolomeev waren es die ersten Olympischen Spiele. Den zweiten Platz belegte Borjana Kaleyen aus Bulgarien mit 2,25 Punkten weniger. Für Sofia Raffaeli, die bereits in der Bundesliga an den Start ging, lief es heute nicht ganz so rund. Die Italienerin musste durch Geräteverluste Federn lassen. Auch dass ihrem Einspruch der Keulenwertung stattgegeben wurde, half nichts.
Bei der Königin der Rhythmischen Sportgymnastik lief in der Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Paris nicht alles nach Plan. Ein unerwarteter Verlust des Reifens hatte die Wertung von Darja Varfolomeev am zweiten Gerät auf 32,500 Punkte zusammenschmelzen lassen. Und offenbar auch ein kleines bisschen an der Selbstsicherheit der 17-Jährigen vom Meister TSV Schmiden gekratzt. Denn nach der Pause leistete sich Varfolomeev mit dem Band gleich noch einmal Abzüge, als sich ihr Gerät verhedderte. Doch sie rettete die Situation im Stile einer Weltmeisterin und konnte so weitere 32,650 Punkte auf dem Weg ins Finale der besten Zehn mitnehmen. Am Ende standen so dennoch 136,850 Punkte und Rang zwei.
Die Geschichte des letzten Tages der Wettkämpfe im Turnen bei den Olympischen Spielen von Paris spielte sich zwischen zehn Zentimetern und der Unendlichkeit ab. Nämlich den zehn Zentimetern Breite eines Balkens und der Unendlichkeit der olympischen Goldmedaille, die Alice D'Amato am Montagnachmittag im Palais Omnisport für das italienische Kunstturnen gewann. Die Bronzemedaille ihrer Teamgefährtin Manila Esposito färbte den Turnhimmel in Italien endgültig in den Farben der Tricolore und sorgte für einen nie dagewesenen italienischen Doppelerfolg. Alice und Manila, Genua und Neapel, Eleganz und Explosivität: Die Unterschiede der beiden Charaktere hätten nicht größer sein können.
Kaylia Nemour hat als erste Turnerin eine olympische Medaille für Afrika gewonnen. Der ausgeklügelten Übung der 17-Jährigen aus dem französischen Saint-Benoît-la-Forêt, die beinahe alle möglichen Verbindungszehntel zwischen den einzelnen Elementen mitnahm, konnte keine der anderen Turnerinnen etwas entgegensetzen. Zumal sie ihre Übung, die mit einem Schwierigkeitsgrad von 7,2 einen Punkt mehr als die von Simone Biles auf die Waage brachte, zuvor perfekt auf den Punkt vorgetragen hatte. Silber ging an die Chinesin Qiu Qiyuan (15,500), ihres Zeichens Weltmeisterin von 2023. Auch sie hatte eine brilliante Übung mit einer Schwierigkeit von 7,2 abgeliefert, gegen die Eleganz der Algerierin war sie aber nicht gewappnet.