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Abschied: Meolie Jauch verlässt den Leistungssport
«Mein Alltag wurde dem Turnen untergeordnet», erinnert sie sich. Ihre sportliche Laufbahn liest sich daher auch wie die eines aufsteigenden Sterns. Elf deutsche Jugendmeistertitel, Medaillen bei den Jugend-Europameisterschaften, den European Youth Olympic Festivals und internationalen Weltcups, eine WM-Teilnahme – Jauch erreichte in wenigen Jahren, wovon andere nur träumen. Doch hinter der Fassade aus Medaillen und Erfolgen verbirgt sich eine Geschichte von körperlicher und mentaler Erschöpfung, die am Ende ihren Entschluss reifen ließ.
«Hohe Belastungen, harte Einheiten, Medaillen – immer weiter, wenig Zeit für Erholung. Es musste immer weitergehen», beschreibt Jauch den Rhythmus ihres Lebens. Rückenprobleme und schließlich ein Kreuzbandriss zwangen sie wiederholt zurück in die Rehabilitation. Doch der eigentliche Schmerz war ein anderer: «Es war nicht mehr mein eigener Wille, der mich antrieb, sondern das Gefühl, für alle anderen zurückkommen zu müssen.»
Der Entschluss, ihre Karriere zu beenden, fiel nach intensiven Gesprächen mit ihren Eltern, die ihr den Rücken stärkten und ihr das Vertrauen schenkten, ihren eigenen Weg zu gehen. «Ich höre auf meine innere Stimme und beende den Spitzensport. Nicht, weil ich nicht mehr kämpfen will, nicht, weil mein Körper nicht mehr kann – sondern weil es mental nicht mehr geht», erklärt sie.
Die Turnhalle, die so lange ihr Zuhause war, empfindet sie heute als einen Ort, der ihr nicht mehr das Gefühl von Geborgenheit gibt. Nach zehn Jahren Spitzensport – mit all seinen Höhen und Tiefen – wagt Meolie Jauch nun den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. «Es wird nicht einfach sein, in den ‚normalen Alltag‘ zu finden, aber ich freue mich darauf, Neues auszuprobieren und die Welt als Meolie zu erkunden», sagt sie mit Zuversicht.
Eines bleibt jedoch: Ihre Liebe zum Turnen. «Sport wird ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben. Welcher Sport das sein wird und ob ich vielleicht auf einem anderen Level turnen werde, lasse ich auf mich zukommen», so Jauch. Ihre Geschichte ist eine Erinnerung daran, dass Leistungssport nicht nur von Siegen und Medaillen handelt, sondern auch von der Kunst, die eigenen Grenzen zu erkennen und das Leben abseits der Wettkampfarenen zu gestalten.
Mit ihrem mutigen Schritt setzt Jauch ein Zeichen für Authentizität und Selbstfürsorge in einer Welt, die oft von unerbittlichem Ehrgeiz und Äußerlichkeiten geprägt ist. Ihr Dank gilt ihren Unterstützern, die sie durch die Jahre begleiteten. «Danke für all eure Unterstützung in dieser Zeit – ihr seid mir unglaublich wichtig», schreibt sie in ihrer Erklärung auf Instagram abschließend.
Meolie Jauch verlässt die Bühne des Leistungssports – aber sie bleibt eine inspirierende Persönlichkeit, deren Weg noch lange nicht zu Ende ist.