1. BUNDESLIGA | RSG
Alina Ott fiebert mit der SGE dem DTL-Finale entgegen

Wenn Alina Ott am Samstag mit Eintracht Frankfurt um 17:00 Uhr vor eigenem Publikum in den Kampf um den Einzug ins DTL-Finale zieht, liegt schon eine erhebliche Vorbereitungszeit hinter ihr. Noch bevor sie in der Wolfgang Steubing Halle im Riederwald überhaupt mit ihrem zweistündigen Erwärmungsprogramm aus zahlreichen Dehn- und Streckübungen beginnt, hat sie zumeist schon eine nicht unerhebliche Zeit vor dem Spiegel verbracht. Denn bei ihren sportlichen Höchstleistungen schlüpfen die Gymnastinnen in jedem Bundesligawettkampf, selbst in jeder einzelnen ihrer Übungen in eine ganz bestimmte Rolle. Und dafür sollte auch das Äußere perfekt abgestimmt sein, so sehen das auch die Wertungsregeln im Code de Pointage vor.

Kämpft mit mit ihrer Mannschaft um den Einzug ins DTL-Finale: Alina Ott von Eintracht Frankfurt.

«Als ich mit Sieben meinen ersten Wettkampf hatte, hat mir noch meine Mama meine Frisur und meine Schminke gemacht», erinnert sie sich. «Ich denke, umso mehr man Wettkämpfe hat desto mehr Erfahrung sammelt man dann auch bei diesen Vorbereitungen. Schminken und Haare machen werden selbstverständlich», sagt sie. Wie lange das dauere, sei bei jedem unterschiedlich. «Es kommt auch drauf an, ob man viel Zeit hat oder sich beeilen muss. Ich schätze, normalerweise reicht eine Stunde für Haare und Schminken gut», erklärt sie. Manchmal könne es aber auch ein bisschen länger dauern: «Wenn es Schwierigkeiten mit den Haaren gibt», ergänzt sie mit einem wissenden Blick. Und läuft vor einem Wettkampf tatsächlich einmal die Zeit davon, hat Ott eine Notlösung parat. «Man kann immer eine Schnellfrisur machen. Aber die sieht dann eben nicht so gut aus», lacht sie.

Für Ott ist das mit 15 Jahren aber schon längst alles Routine. Kein Wunder, denn ihre ersten Schritte in der RSG machte sie mit zweieinhalb Jahren. «Ich habe damals eine Gymnastin im Fernsehen gesehen und habe dann auch ausprobiert, einen Spagat zu machen», erzählt sie. Ihre Eltern brachten sie daraufhin zum TSV Nürnberg. «Dort war Adelia meine allererste Trainerin, bei ihr habe ich dann angefangen», sagt sie. Es habe ihr in diesem Verein sehr gut gefallen. «Irgendwann ist es dann bei mir dann auch richtig losgegangen und dann kamen auch schon die ersten Erfolge. Das hat mich dann immer noch mehr motiviert», erzählt Ott.

Ein Franke in Frankfurt: Alina Ott stammt ursprünglich vom TSV Nürnberg.

Obwohl Otts Heimverein nach wie vor der TSV Nürnberg ist und sie dort auch noch tagtäglich trainiert, startet sie seit drei Jahren für die Frankfurter Eintracht in der Bundesliga. «Als ich zwölf war, wurde ich dort eingeladen. Da hatten wir in Nürnberg auch noch keine Mannschaft in der Liga. Und seitdem turne ich für die Eintracht», sagt sie. Ob sie für ihren Club Nürnberg auch einmal in der Bundesliga turnen wird, lässt Ott offen. «Nürnberg ist erstmal noch in der dritten Liga, und ich bin mit Frankfurt in der ersten», erklärt sie. Aber wenn die Franken den Aufstieg ins Unterhaus schaffen? «Wer weiß», sagt Ott mit einem Lächeln. Aber die Verlockung, mit Frankfurt noch einmal im DTL-Finale zu stehen, ist für Ott natürlich ziemlich groß. Andererseits hat sie mit dem im Finale geturnten Scoresystem so ihre Probleme. «Wenn ich ehrlich bin, finde ich das System nicht so gut», räumt sie ein.

Was sie dagegen sehr mag, ist es mit ihren Teamgefährtinnen auf Reisen zu gehen, egal ob Bundesliga oder Nationalmannschaft. «Ich mag es zu reisen. Man sieht neue Städte und man kommt immer wieder an Orte, an denen man noch nie war», sagt sie. Durch das stetige Reisen, findet sie, sammle man so ganz schön viel Erfahrung.  «Zum Beispiel hatte ich gerade einen Wettkampf in Bulgarien, einen in Portugal und einen in Ungarn. Da wäre ich sonst, glaube ich, eher nicht so schnell hingekommen. Schon deswegen mag ich es einfach», verrät sie. Wenn Ott mal nicht auf Reisen ist, kümmert sie sich um ihre Hausaufgaben und lernt. «Und wenn ich halt mal wirklich gar nichts zu tun habe, dann treffe ich mich mit meinen Freunden, gehe ein Eis essen oder ins Kino. Ich unternehme schon viel mit meinen Freunden, wenn ich die Zeit habe», versichert sie. Die ein oder andere Freundin hat auch schon einmal live online bei einem Wettkampf zugeschaut. «Aber ich glaube, die meisten haben trotzdem noch nicht wirklich Ahnung, was ich da mache. Unser Sport ist ja auch nicht so bekannt», weiß sie. Und obgleich sich das nach dem Olympiasieg ein wenig geändert hat, machen Gymnastinnen wie Ott immer wieder diese Erfahrung. Doch die Wahl-Frankfurterin aus Nürnberg arbeitet jeden Tag hart daran, dass sich das bald ändern wird.

Liebt das DTL-Finale, ist aber kein Freund des Scoresystems: Alina Ott vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt.
Auch in den anderen Ligen ist am Wochenende Spannung garantiert

Bereits um 12:00 Uhr geht am Samstag in der Wolfgang Steubing Halle die 2. Bundesliga der Staffel B an den Start. Tabellenführer ist dort der Charlottenburger TSV. Als Verfolger der Raskina-Riege hat sich Team Hessen-Bayern in Stellung gebracht. Um den Klassenerhalt kämpft dagegen RSG-WKG TV Lahr-TV Laufenburg. Einen Tag später hat ebenfalls um 12:00 Uhr der TSV Nürnberg den Aufstieg fest im Blick, Sichtkontakt zum Tabellenführer hat auch noch der VfL Sindelfingen. Das Team Thüringen muss als Tabellenletzter dann versuchen, die vor ihm platzierte SG Obertraubling-Cham noch abzufangen.

Die Staffel A trifft sich ebenfalls in Hessen. Dort geht es in Dillenburg (17:00 Uhr) für den TSV Bayer 04 Leverkusen um den Einzug ins DTL-Finale. Der Berliner TSC möchte dort allerdings ebenfalls ein Wörtchen mitreden. Schlusslicht Fortuna Berlin hofft dagegen, im Duell der Aufsteiger gegen Steh Kopf! am Ende doch noch das bessere Ende für sich zu haben. In der 2. Bundesliga der Staffel B ist es die SG Gütersloh/Bielefeld. die die besten Karten für einen Aufstieg in der Hand hält. Aufsteiger Team Rheinland hat dort aber die Ostwestfalen stets im Blick, um jeden Patzer des Spitzenreiters für einen direkten Durchmarsch aus Liga drei für sich zu nutzen. Auch in der 3. Bundesliga ist es ein Neuling, der am Sonntag (12:00 Uhr) direkt in die nächsthöhere Klasse springen könnte. Die Schwerter Turnerschaft führt dort vor Bremen 1860 II die Tabelle an. Am deren Ende kämpft Reflect Berlin um den Klassenerhalt.

07. November 2024
von Nils B. Bohl

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