BUNDESLIGA | FRAUEN
Die Bundesliga zieht auch weiter das Publikum an

Joachim Fichtner hat im Turnsport schon einiges gesehen. Doch was sich am Wochenende beim Auftakt der 1. Bundesliga in Mannheim abging, bewegte selbst den erfahrenen Wettkampfausrichter: «Ich denke, wir haben am Samstag in der 1. Bundesliga einen richtig tollen Wettkampf erleben dürfen», sagte Fichtner im Rückblick. Ohne die vertrauten Namen der vergangenen Jahre wie Pauline Schäfer, Sarah Voss oder Elisabeth Seitz, war unklar, wie die Halle auf das fehlen der deutschen Superstars reagieren würde. Die Antwort fiel deutlich aus: Begeisterung pur. «Solch eine Stimmung in einer Halle habe ich bei den Frauen bisher noch nicht erlebt. Und schon alleine das war mehr, als wir erwarten konnten», berichtet Fichtner. «Ich finde, der Funke von den Tribünen ist zu den Athletinnen übergesprungen», sagte Fichtner. Es war nicht nur sportlicher Applaus – es war auch ein Zeichen der Anteilnahme und Ermutigung.

«Ich finde, der Funke von den Tribünen ist zu den Athletinnen übergesprungen», sagte Fichtner. Es war nicht nur sportlicher Applaus – es war auch ein Zeichen der Anteilnahme und Ermutigung.

Jugend rückt ins Rampenlicht

Die neuen Gesichter nutzten ihre Bühne eindrucksvoll. Die beiden Mannheimerinnen Silja Stöhr und Janoah Müller turnten vor eigener Kulisse selbstbewusst und nahezu fehlerfrei – trotz aller Belastung im Vorfeld. Sie sammelten 52,750 bzw. 51,850 Punkte und setzten damit ein starkes Signal in Richtung Bundestrainer. «Vor allem diese beiden haben gezeigt, dass sie mit ihren gerade mal 16 und 17 Jahren bereits zur deutschen Spitze zählen», sagte Fichtner. «Und das nach allem, was sie in den letzten Wochen durchmachen mussten. Da war sicherlich die Unterstützung von so vielen Mannheimer Fans Balsam auf die Seele», ist er überzeugt.

Mit insgesamt 197,800 Punkten belegte Mannheim überraschend den zweiten Platz. Neben Stöhr und Müller hatte dabei auch Rebecca Aiello mit 50,250 Punkten und die erst 13-jährige Sofia Meier Rojas (42,950) zum ihren Teil zum guten Teamergebnis beigetragen. Besonders am Boden überzeugte das gesamte Quartett mit Ausdruck, Eleganz – aber auch großer innerer Stärke.

Mehr als ein sportlicher Erfolg

Für Fichtner war es mehr als ein gelungener Wettkampf. Es war ein Zeichen, dass das Team auf einem guten Weg ist – sportlich wie menschlich. «Der zweite Platz unseres Teams ist mehr, als wir sportlich erwarten konnten. Ein erster kleiner Schritt in Richtung Finale konnten wir damit gehen.» Mindestens ebenso wertvoll wie das Ergebnis sei aber die breite Anerkennung gewesen: «Es haben mir jetzt schon so viele zu einer gelungenen Veranstaltung gratuliert. Was mich aber in der aktuellen Situation besonders freut, ist der Zuspruch von so vielen Seiten.»

Ein Satz deutet an, was unter der Oberfläche mitschwingt. Viel wurde in den vergangenen Monaten über den Mannheimer Stützpunkt gesprochen – nun rückten wieder die Athletinnen in den Mittelpunkt. «Selbst Journalisten interessieren sich für das, was wir in Mannheim tun und wie sich unser Stützpunkt und unsere Athletinnen entwickelt haben. Das bereitet dann selbst mir wässrige Augen.»

vor 15 Stunden
von Nils B. Bohl

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