1. BUNDESLIGA | TURNEN MÄNNER
Ein neuer Geist weht durch Vinnhorst

Die Bühne für den Auftakt ist gesetzt: Wenn sich am 12. April die Türen zur Frankfurter Wolfgang Steubing Halle öffnen, beginnt für den TuS Vinnhorst nicht nur eine neue Saison in der Deutschen Turnliga – es beginnt ein neues Kapitel. Der Gegner ist mit Eintracht Frankfurt kein Geringerer als der Überraschungsfinalist der Vorsaison, der mit einem couragierten Auftritt 2024 für einige Verwunderung sorgte und sich nun anschickt, diesen Erfolg zu bestätigen. Ein Auftaktgegner also, wie er schwieriger kaum sein könnte, aber auch ein Gradmesser zur rechten Zeit. Denn bei den Hannoveranern hat sich vieles verändert – in der Mannschaft, in der Struktur, im Selbstverständnis. Ein Sieg zum Auftakt käme einem Befreiungsschlag gleich, doch die Rollenverteilung ist diesmal klar.

Frankfurt geht als Favorit in den Wettkampf, während Vinnhorst nach personellen Umbrüchen und einem in dieser Form ligaweit einzigartigen Strukturwandel noch nach Orientierung sucht. Doch gerade diese Ausgangslage birgt auch Chancen. Wer nichts zu verlieren hat, kann befreit aufturnen – und im besten Fall gleich zu Beginn ein sportliches Ausrufezeichen setzen.

Struktureller Wandel mit Weitblick

In Vinnhorst hat man die Zeichen der Zeit erkannt und auf eine tiefgreifende Neuausrichtung gesetzt. Statt weiter mit zwei getrennten Bundesligateams zu operieren, wurde eine einheitliche Trainingsgruppe ins Leben gerufen – ein Schritt, der weit über Symbolik hinausgeht. Unter dem Motto «Zwei Mannschaften, ein Team» wurde eine Atmosphäre geschaffen, in der Zusammenhalt, gegenseitiger Ansporn und klare Kommunikation im Zentrum stehen. Während anderswo Turner teils über Wochen getrennt trainieren, wird in Vinnhorst der Teamgedanke gelebt – freitags und samstags gemeinsam an den Geräten, unter einem Dach, mit einem Ziel.

Diese neue Struktur soll vor allem eines ermöglichen: Nachhaltigkeit. Talente aus der eigenen zweiten Mannschaft wie Jarne Nagel, Joris Grunewald oder Vladyslav Rozhkov rücken nun in den Fokus und sollen die Lücken schließen, die Abgänge wie jener von Nationalturner Milan Hosseini hinterlassen haben. Dass der Verein in der 1. Bundesliga in erster Linie den Klassenerhalt anstrebt, ist dabei Ausdruck sportlicher Realpolitik – nicht Resignation. In der Breite stark aufgestellt, organisatorisch durch einen neu installierten Lenkungskreis besser aufgestellt denn je und mit Thao Hoang als neuem Cheftrainer, der selbst weiter an die Geräte geht, ist Vinnhorst ein Beispiel für den Wandel von innen heraus.

In Frankfurt wird sich zeigen, wie weit das Konzept schon trägt. Und ob ein mutiger Neuanfang in Zeiten sportlicher Konzentration auf Altbewährtes nicht doch mehr Gewicht entfalten kann, als viele bislang erwarten.

11. April 2025
von Nils B. Bohl

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