1. BUNDESLIGA | TURNEN FRAUEN
Finalträume und Gänsehaut: Mannheims Turnmission
Ein Heimfinale im Heidelberger SNP dome – da ist das Ziel natürlich klar: Für Mannheims Top-Turnerinnen Janoah Müller und Silja Stöhr steht zudem eine persönliche Bewährungsprobe bevor: Sie kämpfen um ein Ticket für die Heim-Europameisterschaften in Leipzig. Der Auftakt der Saison ist für Müller und Stöhr daher gleich doppelt bedeutsam. Die beiden Turnerinnen gehören zum erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft und wollen mit starken Leistungen beim Bundesliga-Auftakt einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihre Rückkehr erfolgt allerdings unter Vorzeichen der Ungewissheit – beide arbeiten sich nach Verletzungen sukzessive zurück in die Form. Die Nominierung für die Europameisterschaft Ende Mai wäre daher mehr als nur sportlicher Lohn, es wäre ein kleiner Triumph über die Widrigkeiten der vergangenen Monate. Im Jubiläumsjahr eine Bühne für den Wiederaufstieg zu finden, könnte kaum symbolträchtiger sein.
Zwei Neuzugänge als Hoffnungsträgerinnen
Im Vorfeld des ersten Wettkampfes wurde deutlich: Die personellen Spielräume sind eng. Nur drei Athletinnen standen bis kurz vor Ostern überhaupt zur Verfügung – Müller, Stöhr und Sofia Meier-Rojas. Die übrigen Kaderplätze blieben vakant. Nachwuchstalent Ebba Mühl befindet sich im Aufbauprogramm nach längerer Pause, ihre Konzentration gilt den nationalen Jugendmeisterschaften. Auch Luna Zimmermann, die nach ihrer Medaille am Sprung beim renommierten Gymnix-Turnier in Kanada große Hoffnungen geweckt hatte, fällt nach einem operativen Eingriff erst einmal aus. Lilli Habisreutinger, die in London trainiert, steht dem Team aus gesundheitlichen Gründen vorerst nicht zur Verfügung. Die 15-jährige Amelie Hering hat sich kürzlich aus persönlichen Gründen entschieden, ihre Karriere zu beenden.
Doch wo Lücken entstehen, bieten sich auch neue Chancen. Mit der zwölfjährigen Sophia Pech konnte ein vielversprechendes Talent aus Frankfurt gewonnen werden. Sie steht vor dem Wechsel an den Bundesstützpunkt Mannheim und soll perspektivisch aufgebaut werden. Kurzfristig kam überdies die Zusage aus Italien: Die 16-jährige Rebecca Aiello, eine international erfahrene Turnerin, wird das Team ab sofort verstärken. Ihre Verpflichtung kurz vor dem ersten Wettkampftag sorgt nicht nur für Entlastung, sondern weckt Hoffnungen auf Stabilität und vielleicht sogar auf einen Überraschungserfolg zum Saisonstart.
Fans als vierte Kraft
Was sportlich noch unter Vorbehalt steht, hat in der Fanbasis der TG Mannheim bereits eine bemerkenswerte Dynamik entfaltet. Im Zeichen des 50-jährigen Bestehens haben sich Eltern, ehemalige Aktive und Unterstützer zusammengeschlossen, um das Team mit einem eigens gegründeten Fanprojekt zu begleiten. Über 100 Unterstützerinnen und Unterstützer werden die Mannschaft in eigens gestalteten T-Shirts anfeuern – eine neue Dimension der Identifikation mit dem Verein. Dieses Engagement soll weit über den Auftakt hinauswirken: Der Aufbau einer dauerhaft präsenten Fangemeinschaft ist erklärtes Ziel. Sollte die Mannschaft tatsächlich ins DTL-Finale einziehen, könnte die Kulisse kaum eindrucksvoller sein.