BUNDESLIGA | MÄNNER
Gemeinsam auf dem Pfad zurück zu alter Größe

Die TG Saar bläst seit dem Auftakt zur zweiten Saisonhälfte zum Angriff auf das DTL-Finale. Dem Auftaktsieg bei Eintracht Frankfurt ließ die Mannschaft von Trainer Eugen Spiridonov nun noch ein 36:23 gegen Meister TuS Vinnhorst folgen. Für Teammanager Thorsten Michels kam der Auftakttrend jedoch nicht überraschend. «Wir haben gewusst, dass die erste Hälfte ein schwieriges Programm für uns werden würde», sagt er.

Thorsten Michels (TG Saar)

Von dem drei Duellen gegen Wetzgau, Straubenhardt und Cottbus gewannen die Saarländer nur eines. «Aber das war auch genau das, was wir uns vorgenommen hatten», verriet der Nalbacher.

Einen Erfolg gegen Tabellenführer Straubenhardt hatte Michels ohnehin für illusorisch gehalten. «Wenn man Straubenhardt als Gegner hat, ist man außen vor. Man turnt gegen die deutsche Nationalmannschaft. Allerdings ist auch Wetzgau nicht ganz so optimal gelaufen», räumt er ein. Man habe jedoch auch mit Verletzungen zu tun gehabt. «Wir haben uns daher für die zweite Hälfte vorgenommen, Wettkämpfe zu gewinnen, um das kleine Finale zu erreichen», erklärte er. Schließlich dürfe man ja hoffen und träumen. Und mit Tabellenrang vier und einer ausgeglichenen Gerätpunktdifferenz ist dieses Unterfangen bislang durchaus erfolgreich.

Oleg Verniaiev (TG Saar)

Eng verknüpft mit dem Aufschwung ist auch die Rückkehr von Oleg Verniaiev. Der einstige Star-Turner aus der Ukraine geht nach 24 Monaten Zwangspause seit dem Rückrundenauftakt wieder für die Saarländer an die Geräte. «Er ist natürlich noch einmal ein Schub dazu. Außerdem ist er motiviert ohne Ende. Man merkt, dass er jetzt immer mehr in Tritt kommt», sagt Michels. Schließlich sei Verniaiev in einem guten turnerischen Alter, habe körperlich im Moment keine Wehwehchen. «Und er weiß auch an jeder Stelle, wie wohl dosiert er das Training jetzt angehen muss», hat Michels beobachtet.

Hineinschauen kann allerdings auch der Vorsitzende der Saarländer in den Athleten nicht. Inwieweit die Situation in der Heimat und die zweijährige Dopingsperre bei dem 30-Jährigen Spuren hinterlassen haben kann, dafür hat auch Michels nur Anhaltspunkte. «Er hat das jetzt abgehakt, er schaut dann nach vorne», glaubt Michels. «Ich finde es sowieso beachtenswert, dass er sich in der kurzen Zeit von März, wo er dort das Urteil bekommen hat, bis zur Weltmeisterschaft in Antwerpen doch noch einmal so in Schuss gebracht hat. Der hat ja vorher fast gar nicht trainiert und zehn bis 15 Kilo mehr auf der Rippen gehabt», weiß er allerdings.

Denn nach der Sperre sei Verniaiev erst einmal mental in ein tiefes Loch gefallen. «Er hat gemerkt, wer seine wahren Freunde waren. Er hat gemerkt, dass es da zwei Seiten gab. Die einen, die ihn fallen gelassen haben. Und dann wirklich ein kleiner Kreis, der zu ihm gestanden hat und ihn auch da noch unterstützte», weiß Michels. Das alles wolle der Ukrainer jetzt aber ausblenden. Er fokussiere sich derzeit in der Sportschule im Saarland komplett auf das kommende Jahr. «Er will nächstes Jahr Europameisterschaften und dann Olympische Spiele turnen. Und da arbeitet er hart dran, um noch einmal eine optimale Form zu bekommen», sagt er.

Doch ein Verniaiev allein macht ohnehin keinen heißen Herbst. Die größte Überraschung für den Saarländer Michels war der eigene Nachwuchs. «Unsere jungen Athleten haben dieses Jahr echt extrem gut performt», freute er sich. Die hätten auch abseits von der Liga bei den deutschen Jugendmeisterschaften und den deutschen Meisterschaften permanent Ausrufezeichen gesetzt. «Und diesen Schwung haben sie auch jetzt schon mit in die zweite Hälfte der Ligasaison genommen», berichtet er. Und lassen so die Hoffnungen und Träume der Saarländer auch bis zum siebten Wettkampftag weiterleben.

29. Oktober 2023
von Nils B. Bohl

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