TURN-WM 2023 | ANTWERPEN
Japaner Hashimoto verteidigt sein Titel
Der 22-jährige Japaner ist damit der erste Mann, der seit Kohei Uchimura einen Titel verteidigen konnte. Hashimotos Landsmann hatte sich zwischen 2009 und 2015 sechsmal in Folge zum König der Turner gekrönt.
Auch Silbermedaillengewinner Illia Kovtun (UKR) setzte sich im Verlauf des Wettkampfs von der Verfolgergruppe ab und gewann mit 84,998 Punkten seine zweite Mehrkampfmedaille in drei Jahren. In seinem ersten Einzel-WM-Finale beendete der 19-jährige Frederick Richard (USA) mit Bronze eine 13 Jahre lange Durststrecke der amerikanischen Männer.
Hashimoto, der für seinen Teamkollegen Kaya Kazuma ins Team rückte, nachdem er in der Qualifikation nur die drittbeste Wertung unter den japanischen Turnern herausgeturnt hatte, schien zunehmend an Kraft zu gewinnen, je länger er während des zweistündigen Finales an die Geräte ging. Der Wettkampf verlief in den ersten vier Durchgängen geradezu quälend eng, denn weniger als ein Punkt trennte die sechs führenden Turner: Sun Wei (China), Hashimoto, Kovtun, Jake Jarman (Großbritannien), Richard und der beste Qualifikant Chiba Kenta (ebenfalls Japan). Am Pauschenpferd vermied er den Fehler, den er in der Qualifikation gemacht hatte und erhielt 14,366 Punkte, womit auch sein Aufstieg in der Tabelle begann. Mit einem Kasamatsu gehockt mit Doppelschraube (15,000) rückte er auf den zweiten Platz vor, wobei sein bestes Gerät noch vor ihm lag. Hashimoto beendete seinen Durchgang mit großartigen Übung am Barren (14,800) und erzielte mit 14,500 die höchste Wertung des Abends am Reck.
«Im Wettkampf kann alles passieren. Ich habe meine mentale Verfassung nach meiner Bodenübung, die nicht sehr gut war, beibehalten. Und ich bin sehr stark zurückgekommen», sagte Hashimoto. Das Geheimnis für seinen Erfolg? «Ich schalte alle negativen Gedanken aus und konzentriere mich nur auf die beste Leistung, die ich bringen kann», erklärte er.
Kovtun, der bei seinem WM-Debüt 2021 die Bronzemedaille gewonnen hatte, war in der Qualifikation mit Fehlern am Reck und am Boden nur der 19. geworden. Im Finale dagegen wirkte er wie neu geboren. Durch seinen Wettkampfeinstieg an den Ringen, konnte Kovtun sein Zittergerät früh aus dem Weg räumen, so dass er am Barren frei aufturnen konnte. Es folgten hervorragende Übungen am Reck und am Boden, die einen schwierigen Abschluss am Pauschenpferd vorbereiteten. Doch der 20-Jährige war der Herausforderung gewachsen: Mit seiner letzten Übung erhielt Kovtun 14,300 Punkte und lag damit 84,998 Punkten direkt hinter Hashimoto. Das Geheimnis seines Erfolges sieht Kovtun am Barren, wo er 15,166 Punkte erhielt. «Ich mag ihn am liebsten, weil er mich schon als Kind mochte», erklärte er mit einem Grinsen.
Auf seinem Weg zu Bronze stürzte Richard in der letzten Drehung vom Reck auf einen Cassina, aber der 19-Jährige US-Boy rappelte sich wieder auf und machte weiter. Fest entschlossen, auch das letzte Zehntel aus seiner Übung herauszuholen. Die Strategie ging auf, denn auch andere Anwärter auf das Siegerpodest stürzten. Chiba verpasste sein Cassina ebenfalls, und Sun stürzte zweimal am Pauschenpferd. Infolgedessen reichten Richards 84,332 Zähler doch noch für Bronze. «Das Universum hat eine seltsame Art und Weise, Dinge zu regeln», sagte Richard, der erste US-Amerikaner, der eine Mehrkampfmedaille seit Jonathan Horton 2010 gewann. «Ich denke, es wollte der Welt zeigen, wie hart ich dieses Jahr gearbeitet habe», verriet er.
Chiba, Milad Karimi (Kasachstan), Yumin Abbadini (Italien), Sun, Noe Seifert (Schweiz), James Hall (Großbritannien) und Diogo Soares (Brasilien) rundeten die Top Ten ab.
Dauser landet auf Rang 16
Einen guten Auftritt lieferte auch Lukas Dauser von der KTV Straubenhardt. Der 30-Jährige turnte mit 80,431 Punkten auf den 16. Rang. Lediglich am Boden misslang ihm bei einer Akrobatikbahn einmal der Stand und er musste abrollen. Am Barren hingegen ragte er jedoch einmal mehr heraus. Wie schon in Qualifikation und im Teamfinale demonstrierte Dauser, dass er dort aktuell das Maß der Dinge an den Holmen ist. Mit 15,400 Punkten steigerte er sich abermals im Vergleich zu den beiden vorherigen Auftritten.
«Es war anstrengend, ich spüre die Wettkampftage mittlerweile doch deutlich. Der Fehler am Boden war auch ein Resultat dessen. Ich bin aber froh, dass es am Barren so gut läuft. Das gibt etwas Sicherheit für das Finale», sagte Dauser.