ITALIEN | RSG
Leverkusens Star Raffaeli in Italien offenbar gedemütigt

Die fünffache Weltmeisterin und Olympiadritte Sofia Raffaeli vom Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen gehört laut Medienberichten auch zu den Opfern eines Turnskandals, der in Italien derzeit immer weitere Kreise zieht. Während sich die Situation in den Trainingszentren Desio (Lombardei) und Fabriano (Ancona) weiterhin schwierig gestaltet, geraten nun auch die Methoden der Trainerin Julieta Cantaluppi in den Fokus. Das geht laut der Sportzeitung «Gazetta dello Sport» aus Unterlagen der Staatsanwaltschaft Monza hervor, die im Zuge der Ermittlungen gegen die frühere Nationaltrainerin Emanuela Maccarani bekannt wurden. Der italienische Verband teilte mit, dass das Nationalteam der Rhythmischen Sportgymnastik aus «technischen Gründen» nicht am Auftakt des Weltcups im bulgarischen Sofia teilnehmen werde.

Auch die Italienerin Sofia Raffaeli hatte laut einem Bericht der Sportzeitung «Gazetta dello Sport» in ihrer Heimat im Training einiges zu erleiden.

Spekulationen über einen Zusammenhang mit den laufenden Untersuchungen wies der Verband zurück. Nach Bekanntwerden der Ermittlungsunterlagen stellen dennoch viele Italiener die Frage, warum niemand früher eingeschritten sei. Ein Bild von Raffaeli, die sich kniend für misslungene Übungen entschuldigen musst oder Gymnastinnen, die zur Strafe in Unterwäsche trainieren mussten, haben für Empörung gesorgt. Berichte über stundenlange Isolation in dunklen Räumen verstärken die Vorwürfe. Wie die Zeitung weiter berichtet, gibt es jedoch bislang keine offizielle Anzeige gegen Cantaluppi. Erst im Rahmen der Anhörungen zum Fall Maccarani wies die Gymnastin Agnese Duranti auf die problematischen Trainingsmethoden in Fabriano in. Weitere Athletinnen äußerten sich ebenfalls, allerdings zum Teil widersprüchlich.

Der Name Cantaluppi taucht auch in den Akten der italienischen Sportjustiz auf. Die Schutzkommission des nationalen Olympischen Komitees übermittelte im Februar 2023 ein Dokument zu den Vorwürfen an die zuständigen Behörden. Offenbar spielte auch der Druck der Stiftung für Turnethik eine Rolle bei Cantaluppis Entscheidung, ihre Tätigkeit in Italien zu beenden – sie trainiert inzwischen das israelische Team. Die sportgerichtlichen Ermittlungen im Fall Maccarani endeten mit einer Verwarnung geendet. Der damalige Bundesstaatsanwalt Michele Rossetti wurde später wegen «schwerer Nachlässigkeit» seines Amtes enthoben. Die Generalstaatsanwaltschaft des Sports entschied nun, den Prozess neu aufzurollen. Angesichts der neuen Verdachtsmomente könnte es so auch gegen Cantaluppi eine umfassende Aufarbeitung der Vorwürfe geben.

04. April 2025
von Nils B. Bohl

Zurück