2. BUNDESLIGA | RSG
Lina-Marleen Eichhorst will noch mehr Bundesliga
Turnen, kein Ballett, dafür aber RSG: «Ich bin irgendwie nie von diesem Sport weggekommen»
Im zarten Alter von drei Jahren hat sie beim VfL mit dem Kinderturnen begonnen. Mit sechs sollte sie auf die staatliche Ballettschule. Doch die Eltern lehnten ab, weil die Tochter noch so jung war. Mit sieben entdeckte sie dann Trainerin Josephine König für die RSG. Seitdem ist sie ihrem Sport und dem Verein treu geblieben, ist Teil der Mannschaft des Berliner Stadtteilclubs und mittlerweile zusätzlich dort noch als Trainerin aktiv.
«Ich bin irgendwie nie von diesem Sport weggekommen», lacht Eichhorst, die im Alltag auf den zweiten Teil ihres Doppel-Vornamens meist verzichtet. «Lina reicht. Nur bei Urkunden lege ich Wert darauf, dass der ganze Name auch draufsteht», verrät sie. Ihren Sport wieder zu verlassen, hätte es aus ihrer Sicht auch nie einen Grund gegeben. Ganz im Gegenteil. «Ich habe Schwimmen gemacht und Geige gespielt. Ich habe mit all dem aufgehört, damit ich mich komplett der Rhythmischen Sportgymnastik widmen kann», erzählt sie. Auf die Idee, einen anderen Sport auszuprobieren sei sie nie gekommen. «Das hat mir einfach so viel Spaß gemacht, dass ich mich gar nicht für andere Sportarten interessiert habe», sagt die Studentin.
Sportlich den Aufstieg im Visier, doch die Trainingssituation in Zehlendorf ist speziell
Sportlich schielen die Zehlendorfer immer ein klein wenig auf einen Platz im Aufstiegsfinale zur 1. Bundesliga. «2022 sind wir ganz knapp vorbeigeschrammt. Da haben uns nur ein paar Zehntelpunkte gefehlt», erinnert sich Eichhorst. Drei ältere Gymnastinnen, die vorübergehend aufgehört hatten, sind in dieser Saison wieder mit dabei. «Das Aufstiegsfinale zu erreichen, ist daher schon ein bisschen unser Ziel. Ich möchte auch gerne mal dieses Gefühl haben, dass man spontan eingesetzt werden kann», steht ein Einsatz mit Scoresystem definitiv auf der Bucketlist der Gymnastin.
Andererseits ist die Trainingssituation in Zehlendorf speziell. «Früher haben wir über das ganze Jahr Einzel und Gruppe trainiert», erzählt Eichhorst. «Wir haben aber einfach gemerkt, dass im ersten halben Jahr parallel alles einfach zu viel wurde. Deshalb haben wir dann entschieden, uns auf die beiden Hauptbereiche, die uns am meisten Spaß machen, zu konzentrieren», sagt sie. Das Ergebnis war, im ersten Halbjahr Wettkämpfe im Gruppenbereich zu bestreiten und im zweiten Halbjahr in der Bundesliga zu starten. «Somit können wir auch überall unsere Höchstleistung zeigen», erklärt Eichhorst.
Eichhorst und ihre Mannschaft würden durchaus mehr Wettkämpfe aushalten
Neben ihren Einsätzen in der Bundesliga ist Eichhorst auch Teil der Gruppe. «Ich mache beides. Ich bin absoluter Gruppenmensch. Das ist es auch, was unseren Verein so ausmacht. Wir sind ein unheimlich gutes Team», findet sie. Genau dieser Teamgedanke ist es, der die Zehlendorferin an der Bundesliga so fasziniert. «Ja, man steht zwar nach wie vor allein auf der Fläche. Aber man hat trotzdem diesen Gedanken, dass das ganze Team hinter dir steht und dich unterstützt. Das ist so ein schönes Gefühl», schwärmt sie. Bei Einzelwettkämpfen kämpfe man nur für sich selbst und seine eigene Motivation. «Aber für das Team nochmal zu starten, das ist nochmal eine ganz andere Motivation. Man will es für das Team machen. Man weiß, die sitzen da auf dem Sofa und schauen einem zu und fiebern mit», sagt sie. Natürlich wolle man die Leistung auch bringen, um sich selbst was zu beweisen. «Aber für das Team möchte man kämpfen. Und das ist einfach ein Megagefühl», erklärt sie.
Nicht zuletzt deswegen, sind Eichhorst die aktuellen zwei Wettkampftage viel zu wenig. «Ich würde gerne mehr Wettkämpfe in der Bundesliga haben», wünscht sie sich und liefert die Begründung dafür gleich hinterher. «Man hat leider nur diese zwei Runden Zeit, sich zu beweisen. Hätte man mehr Runden, könnte man als Verein auch mehr Gymnastinnen einsetzen», argumentiert sie und erklärt weiter: «Ich zum Beispiel habe ja insgesamt drei Übungen und ich kann dann halt auch wirklich alle drei Übungen präsentieren. So bekommen dann auch andere Gymnastinnen eine Chance, ihre Übungen zu präsentieren. Daher fände ich es megacool, wenn es mehr Runden geben würde. Daher, liebe Turnliga, macht bitte viel mehr Wettkämpfe», fordert sie.
Darüber, dass sie selbst oder ihre Teamgefährtinnen eine längere Serie von fünf oder sieben Wettkampftagen nicht bewältigen könnten, macht sich Eichhorst keine Sorgen. «Ja, das würden wir alle aushalten. Auf jeden Fall», ist sie überzeugt, dass sie und ihre Mädels dies schaffen würden. «Weil, die wollen sehr viele Wettkämpfe haben», betont sie. Schwierig werde es höchstens dann, wenn man zu Beginn einer solchen Saison plötzlich feststelle, dass man mit seiner Übung die gewünschte Punktzahl gar nicht erreiche. «Dann hat man nicht so viel Zeit zum Umbauen. In der Hinsicht ist es vielleicht schwierig. Aber von der Kraft wäre es möglich», ist sie sicher.
Immer in Bewegung: Auch in der Freizeit mit Freunden setzt Eichhorst auf Aktivität
Das solche Ziele ehrgeizig sind, weiß Eichhorst. Doch der Ehrgeiz steckt bereits in ihr, seit sie als kleines Mädchen ihre ersten Übungen absolviert hat. «Für mich ist es unheimlich wichtig, meine möglichen Bestleistungen zu erreichen. Mich immer wieder zu übertreffen. Das, was für mich eben möglich ist», beschreibt sie ihren Antrieb. Und ganz wichtig, vielleicht das Wichtigste von allem, ist es für Eichhorst, eine Verbindung zum Publikum herzustellen. «Ich will unbedingt die Zuschauer erreichen. Bei unseren Vereinsmeisterschaften, zum Beispiel, wählen wir immer eine ‚Miss Turnier‘. Für mich ist es da gar nicht der wichtigste oder größte Erfolg, im Mehrkampf Erste zu werden. Der ist vielmehr, von den Zuschauern zur ‚Miss Turnier‘ gewählt zu werden. Weil ich dann weiß, dass ich bei den Zuschauern dann wirklich etwas erreicht habe. Dass ich sie bewegt habe und sie Spaß hatten, mir zuzuschauen», sagt sie.
Aber bleibt bei so viel Engagement und Training überhaupt noch Zeit für andere Dinge? «Ja, das tut es», sagt die Studentin der Grundschulpädagogik an der FU Berlin. «Aber sehr selten. Weil ich eben auch eine sehr engagierte Trainerin bin. Die RSG macht schon einen sehr großen Teil meines Lebens aus. Und dass ich Grundschullehrerin werden möchte, habe ich dadurch gemerkt, dass ich eine Trainerin bin, die sehr gerne mit Kindern arbeitet. Neben der RSG ist mir natürlich mein Studium wichtig. Damit ich irgendwann die Berufung ausführen kann, die ich wirklich machen möchte», sagt sie. Und natürlich seien Familie und Freunde auch ein wichtiger Teil ihres Lebens. «Ich verbringe sehr viel Zeit mit meiner Familie. Auch wenn ich jetzt schon 20 bin, fahre ich noch immer gerne mit meiner Familie in den Urlaub und unternehme was mit denen. Zumal auch meine Großeltern auch direkt gegenüber wohnen», erzählt sie.
Wenn sie mit Freunden auf Tour geht, dann meistens aktiv. «Schwimmen gehen, Minigolfen, Bowling und solche Sachen», sagt Eichhorst. Wann sie zuletzt im Kino war, da muss sie etwas länger überlegen. «Das ist wirklich sehr, sehr lange her. Tribute von Panem war das. Der Neue», sagt sie dann. Weil der sei ja unter anderem im Berliner Kuppelsaal gedreht worden. «Da trainiert ja die RSG im Bundesstützpunkt», sagt sie findet natürlich auch da wieder den Bezug zu ihrem geliebten Sport.