OLYMPIA 2024 | PARIS
McClenaghan und Yulo steigen zu Volkshelden auf

Es kann nur einen allerersten irischen Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen im Turnen geben. 130 Jahre hat es gedauert, bis der Inselstaat im Atlantik diese Position besetzen konnte. Nun ist es vollbracht, Rhys McClenaghan ist sein Name. Seit Samstagabend ist er Held seines eigenen Traums und krönte diesen, seinen Moment des Ruhms im Palais Omnisport in Paris mit Gold. Es war kurz vor 18.00 Uhr Ortszeit, als der junge Mann aus Newtownards beim Finale am Boden das Podium betrat. Als Vierter der acht Finalisten reichte seine Wertung von 15,533 (D:6,6) Punkten, die Goldmedaille zu gewinnen. Nach seinem Abgang reckte McClenaghan beide Arme gen Himmel und stieß einen Schrei der Erleichterung aus.

War am Samstag der erste irische Medaillengewinner im Turnen bei den Olympischen Spielen Rhys McClenaghan.

Nur, um dann kurz den Kopf in den Händen zu vergraben, als ihm die Bedeutung seiner eigenen fehlerfreien 50-Sekunden-Kür bewusst wurde. «Es fühlt sich wie ein Traum an, es ist ein wohlverdienter Traum und ich kann es einfach nicht glauben, dass es passiert ist», sagte er später und beschrieb wie immer wunderbar, was die Goldmedaille für ihn bedeutet: «Es hat sich immer so angefühlt, als würde es passieren, aber ich war mir nicht sicher, wann. Ich wusste nicht, dass ich gewonnen hatte, als ich gelandet war. Aber ich wusste, dass ich meine Aufgabe erfüllt hatte. Ich wusste, dass ich an diesem Tag meine schwierigste Übung absolviert hatte, zu der ich in der Lage war. Daher kamen die Tränen und die Emotionen», erklärte er.

Denn jeder dieser acht Finalisten sei in der Lage gewesen, dieses Gold holen zu können. «Davon ein Teil davon zu sein, ist also absolut unglaublich», kannte die Freude des 25-Jährigen keine Grenzen.

Nariman Kurbanov aus Kasachstan setzte als Erster Turner der Endkampf gleich ein Ausrufezeichen. Der 26-Jährige erturnte 15,434 Punkte, mit einer sich langsam steigernden Übung, die offensichtlich auch bei den Kampfrichtern Eindruck machte. Am Ende reichte sein Auftakt-Statement für die Silbermedaille. Hinter McClenaghan folgte Stephen Nedoroscik, ein 25-jährige US-Amerikaner. Auch der Weltmeister von 2021 beeindruckte die Kampfrichter mit seinen einhändigen Drehungen in der Mitte der Übung, aber seine Wertung von 15,300 reichte nicht aus, um den Iren noch in Bedrängnis zu bringen, so dass er am Ende Dritter wurde.

Während seiner Übung gebe es einen winzigen Moment, bei der er den schwierigen Weg einschlagen könne, verriet McClenaghan noch. Oder er lasse es eben bleiben und turne lediglich die Übung, die er auch in Qualifikation geturnt habe. «Das wäre eine 15,2 gewesen. Also musste ich mich zusammenreißen, es durchziehen und die neue Übung turnen. Das hat heute geklappt, denn ich habe eine persönliche Bestleistung erzielt. Und ja, mehr kann ich nicht verlangen», war er sichtlich mit sich zufrieden.

In der anschließenden Pressekonferenz nahm er zunächst Platz, starrte dann auf seine Medaille. «Sie ist besser, als ich sie mir vorgestellt habe. Und sie hat ein Stück vom Eiffelturm. Und ich liebe Paris so sehr. Es fühlt sich an, als ob dieser Tag einfach dazu bestimmt war. Ich liebe Paris. Ich liebe es, den Eiffelturm zu sehen. Es wird nie langweilig. Und jetzt habe ich ein Stück davon um meinen Hals hängen, befestigt an einer olympischen Goldmedaille. Das ist absurd für mich.»

Schrieb im Finale am Boden für die Philippinen Geschichte, als er die erste olympische Medaille für sein Land gewann: Carlos Yulo.
Yulo wird Volksheld in den Philippinen

Es ist noch kein Jahr her, dass Carlos Yulo von den letzten Weltmeisterschaften in Antwerpen mit leeren Händen nach Hause ging – ein Event, das einen Tiefpunkt in seiner hochdekorierten Karriere markierte. Zuvor hatte er sich von seinem langjährigen japanischen Trainer Munehiro Kugimiya getrennt, der ihn zum Weltmeister am Boden und am Sprung geformt hatte. Doch Yulo ließ sich nicht unterkriegen und fand seinen Weg zurück an die Spitze des Sports.

Am Samstagnachmittag schrieb er nun für die Philippinen Geschichte, als er am Boden die erste olympische Medaille für sein Land gewann. Als klar wurde, dass er Gold gewonnen hatte, brach er in Tränen aus. Mit diesem Titel ist Yulo zusammen mit der Gewichtheberin Hidilyn Diaz der einzige Athlet von den Philippinen, der Olympiasieger geworden ist. «Ich bin so überwältigt», sagte Yulo. «Ich bin dankbar für die Menschen, die mich wirklich unterstützt haben. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft... Ich wollte das wirklich erreichen.»

Und wie. Yulo zeigte Akrobatik vom Feinsten. Der 24-Jährige lieferte igleich sechs hochkarätige Bahnen ab und hämmerte den dreieinhalbfach Salto vorwärts zum Abschluss sicher in die Bodenfläche von Paris. Seine 15,000 Punkte waren die höchste Bodenwertung bei diesen Spielen. Auch wenn er damit nur 0,034 Punkte vor dem Olympiasieger von Tokio, Artem Dolgopyat aus Israel, lag, der in Paris nun die Silbermedaille gewann. Der Führende aus der Qualifikation, der Brite Jake Jarman, musste sich mit dem dritten Platz begnügen. Nur 0,067 Punkte hinter Yulo, rächte sich die kleinen Landefehler in seiner Bodenübung.

Als es vorbei war, hob Yulo triumphierend beide Arme. «Ich bin wirklich dankbar, dass ich trotz aller Herausforderungen nicht aufgegeben habe. Ich bin hier. Ich habe mich gezeigt. Und ich habe gute Ergebnisse erzielt», sagte er. «Wir sind ein wirklich kleines Land. Eine Goldmedaille für uns zu gewinnen, ist eine große Sache für uns, riesig. Ich widme sie daher auch dem philippinischen Volk, das mich unterstützt hat», betonte er.

Zeigte im Finale am Sprung zum dritten Mal den den nach ihr benannten, ultraschwierigen «Biles II»: Simone Biles.
Biles II zum Dritten

Im Finale am Sprung der Frauen war Simone Biles einmal mehr nicht zu stoppen. Zum dritten Mal bei diesen Spielen zeigte sie ihren atemberaubenden Biles II (Yurchenko Doppelsalto rückwärts). Und es war der bisher Beste. Biles brachte er an diesem Nachmittag 15,700 Punkte ein. «Ich habe eine Menge Arbeit investiert, um diesen Sprung gut turnen zu können. Ich freue mich natürlich, dass ich das in diesem Finale zeigen konnte. Ich bin super aufgeregt und ekstatisch, was meine Sprünge heute angeht. Ich wollte sie gut turnen. Und ich denke, das hat man heute gesehen», sagte sie. Die 27-Jährige setzte noch 14,900 für ihren Cheng obendrauf, was ihr einen für andere derzeit unschlagbaren Schnitt von 15,300 einbrachte.

Die Olympiasiegerin im Turnen legte in Paris zudem auch politisches Selbstbewusstsein an den Tag. «Ich liebe meinen schwarzen Job», postete Biles mit eine schwarzen Herzen auf der Onlineplattform X. Sie reagierte damit auf einen Beitrag des Musikers Ricky Davila, der geschrieben hatte: «Ikonisches Foto der ›GOAT‹, die ihren ›Black Job‹ meistert und Goldmedaillen sammelt.» Beide Botschaften bezogen sich auf eine Aussage des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte im andauernden Wahlkampf um die US-Präsidentschaft gewarnt, Migranten würden «hispanische und schwarze Arbeitsplätze» wegnehmen. «Ich sage Ihnen, Millionen und Abermillionen von Menschen werden von der Grenze kommen, die schwarze Arbeitsplätze übernehmen». Auf die Frage nach einer Erklärung für diese Bemerkung hatte Trump vor einer Versammlung schwarzer Journalisten hinzugefügt: «Ein schwarzer Job ist jeder, der einen Job hat. So ist es doch».

Ist stolz, mittlerweile eine Referenz zu sein: Rebeca Andrade aus Brasilien.
Andrade zum Fünften

Ein Wert, an dem auch die Sprung Olympiasiegerin von Tokio, Rebeca Andrade aus Brasilien, nicht vorbeikam. Für sie war Silber aus dem Sprungfinale von Paris war bereits die fünfte olympische Medaille ist. «Es erfüllt mich mit Stolz, eine Referenz zu sein. Etwas, das ich immer bei mir tragen werde», sagte Andrade nach dem Wettkampf.

Ganz einfach sei es jedoch nicht, als Sportler eine solche Referenz zu sein. «Wenn wir einen Senna sehen oder wenn wir viele andere Sportler ansehen, von denen wir denken: Verdammt, er war ein Riese. Sieh dir an, wie er mich inspiriert. Sieh dir an, wie er handelt. Sieh dir an, wie er gesprochen hat. Sieh dir an, wie sie es gemacht hat. Sieh dir an, wie sie ist. Das sind Dinge, die uns niemand nehmen kann», sagte sie. Denn das sei ein Teil dieser Sportler. Und den hat Andrade längst akzeptiert. «Wenn mich jemand ansieht und sagt: Mensch, ich habe dich beobachtet und etwas gespürt, meine Tochter vergöttert dich und mein Neffe hat dies, das und das getan, dann ist das schon ein wenig beängstigend», findet sie dennoch.

Jade Carey (USA) komplettierte das Siegerpodest. Vier Jahre nach ihrem Patzer beim ersten Sprung im Finale von Tokio reichte es diesmal für Bronze, ihre dritte olympische Medaille.

Event Olympiasieger Silbermedaille Bronzemedaille
Team USA Italien Brasilien
Mehrkampf Simone Biles Rebeca Andrade Sunisa Lee
Sprung Simone Biles Rebeca Andrade Jade Carey
Stufenbarren Kaylia Nemour Qiu Qiyuan Sunisa Lee
Schwebebalken Alice D'Amato Zhou Yaqin Manila Esposito
Boden Rebeca Andrade Simone Biles Ana Bărbosu
Event Olympiasieger Silbermedaille Bronzemedaille
Team Japan China USA
Mehrkampf Shinnosuke Oka Zhang Boheng Xiao Ruoteng
Boden Carlos Adriel Yulo Artem Dolgopyat Jake Jarman
Pauschenpferd Rhys McClenaghan Nariman Kurbanov Stephen Nedoroscik
Ringe Liu Yang Zou Jingyuan Eleftherios Petrounias
Sprung Carlos Adriel Yulo Artur Davtyan Harry Hepworth
Barren Zou Jingyuan Illia Kovtun Oka Shinnosuke
Reck Oka Shinnosuke Angel Barajas Zhang Boheng
Land Turner Club Liga
Armenien Artur Davtyan
Vahagn Davtyan
KTV Obere Lahn
KTV Straubenhardt
2. Bundesliga Nord
1. Bundesliga
Belgien Noah Kuavita Exquisa Oberbayern 2. Bundesliga Süd
Kanada Felix Dolci KTV Straubenhardt 1. Bundesliga
Spanien Nestor Abad
Thierno Diallo
Nicolao Mir
Joel Plata
Rayderlay Zapata
TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau
TuS Vinnhorst
TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau
KTV Straubenhardt
TuS Vinnhorst
1. Bundesliga
1. Bundesliga
1. Bundesliga
1. Bundesliga
1. Bundesliga
Großbritannien Joe Fraser

Ruby Evans
TG Saar II

MTV Stuttgart
3. Bundesliga Süd

1. Bundesliga
Italien Yumin Abbadini
Lorenzo Casali
Mario Macchiati
StTV Singen
StTV Singen
TSG Grünstadt
1. Bundesliga
1. Bundesliga
2. Bundesliga Nord
Kasachstan Milad Karimi TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau 1. Bundesliga
Schweiz Luca Giubellini
Matteo Giubellini
MTV Ludwigsburg
MTV Ludwigsburg
2. Bundesliga Nord
2. Bundesliga Nord
Türkei Arican Ferhat
Adem Asil
Ahmet Önder
TSV Pfuhl
TSV Pfuhl
TuS Vinnhorst
1. Bundesliga
1. Bundesliga
1. Bundesliga
Ukraine Illia Kovtun
Petro Pakhniuk
Oleksander Petrenko
Igor Radivilov
Vladyslav Rozkhov
Nikita Sirosh
Radomyr Stelmakh
Mykola Syniukhin
Oleg Verniaiev
KTV Straubenhardt
Siegerländer KV
TSV Buttenwiesen
SC Cottbus
TuS Vinnhorst II
TSG Backnang
SC Cottbus
TG Saar II
TG Saar
1. Bundesliga
2. Bundesliga Nord
2. Bundesliga Süd
1. Bundesliga
3. Bundesliga Nord
3. Bundesliga Süd
1. Bundesliga
2. Bundesliga Nord
1. Bundesliga
So geht's weiter bei Olympia in Paris

Sonntag, 4. August

Finale Ringe | Männer (15:00 Uhr)
Finale Stufenbarren | Frauen (15:40 Uhr)
Finale Sprung | Männer (16:20 Uhr)  

Montag, 5. August

Finale Barren | Männer (11:45 Uhr) 
Finale Schwebebalken | Frauen (12:35 Uhr)
Finale Reck | Männer (13:35 Uhr)
Finale Boden | Frauen (14:25 Uhr)

03. August 2024
Nils B. Bohl

Zurück