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Nachwuchs und Bundesliga halten Lukas Dauser auf Trab

Selten bekamen die Fans in den vergangenen Jahren einen so tiefenentspannten Lukas Dauser zu sehen wie beim Heimauftakt der KTV Straubenhardt am vergangenen Samstag. Der 31 Jahre alte Barren-Weltmeister, der seine internationale Karriere nach den Olympischen Spielen von Paris offiziell für beendet erklärt hatte, ging in der heimischen Straubenhardthalle mit spürbarer Freude an die Geräte. «Ja, es macht mir gerade in der Tat super viel Spaß», bestätigt Dauser den Eindruck. Die Verletzung aus der zweiten Olympiaqualifikation, die seine Olympiateilnahme kurzfristig völlig in Frage stellten, scheinen bei der Autogrammstunde nach dem 66:10-Erfolg gegen Siegerland bereits in weiter Ferne und längst vergessen.

Fühlt sich auch im Landeanflug seiner Karriere im Schwarzwald weiter pudelwohl: Lukas Dauser vom Meister KTV Straubenhardt.

«Ich freue mich, dass mein Körper gerade mitmacht und soweit alles gut ist. Meinen Oberarm merke ich bei der einen oder anderen Bewegung schon noch. Aber es ist so, dass ich damit jetzt erst mal ganz gut turnen kann», findet er. Die zahlreichen Fans aus der Schwarzwaldgemeinde taten mit ihrem warmen Applaus ein Weiteres. «Ich muss sagen, mir macht es einfach gerade extrem viel Spaß zu turnen. Ich weiß nicht warum, aber es ist irgendwie wieder so. Ich habe so das Gefühl, ich taue gerade ein bisschen auf», sagt er und räumt ein, dass das in den vergangenen Wochen nicht immer so gewesen sei. «Aber klar war nach Olympia erst einmal ein kleines Loch, in das ich gefallen bin», sagt er.

Willi sorgt für Ablenkung und verschiebt den Fokus

Für gehörig Ablenkung sorgte dabei allerdings, dass Dauser am 9. September zum ersten Mal Vater wurde. So richtig realisiert habe er das noch nicht, auch wenn er derzeit nahezu täglich daran erinnert werde. «Der kleine Willi hält uns jede Nacht auf Trab. Nein, die ein oder andere Nacht ist auch gut», erzählt er. In den ersten Wochen sei eben eine komplette Umstellung notwendig. «Aber ich glaube, das wissen alle Eltern. Davon wurden auch wir nicht verschont», lacht der Bayer. Sein Fokus jedoch hat sich ein wenig verschoben. «Das Leben dreht sich einfach um den kleinen Mann», verrät er. Ein wirkliches Problem ist das aber auch für einen Spitzensportler nicht. «Es geht uns gut. Er macht es super, die Mama macht es super. Ich glaube, wir sind ein ganz gut eingespieltes Team», sagt er und strahlt: «Das ist wunderschön. Es ist ein Wahnsinns-Gefühl, seinen eigenen Sohn in den Armen zu halten. Und ich muss sagen, das gibt mir auch ein bisschen Kraft.»

In den Hügeln über Karlsruhe fühlt sich der gebürtige Bayer wohl

So richtig runtergekommen sei er bei soviel neuen Aufgaben nach Olympia daher noch nicht. Nicht zuletzt, weil auch die Ligasaison wieder begonnen habe. Im Landeanflug seiner erfolgreichen Karriere hat er sich für den Rest des Jahres dennoch einige Ziele gesteckt. «Ich will einfach noch ein paar schöne Übungen turnen. Das ist, was für mich zählt. Natürlich neben allen Titeln. Und da gibt es ja noch einige Duelle, die spannend werden. Gerade hinten raus, wenn es gegen TG Saar und TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau geht. Das sind die beiden stärksten Gegner für uns», glaubt Dauser.

Von Durchmarschgedanken ist der Unterhachinger aber weit entfernt. «Da werden wir schon gut performen müssen, damit wir da mithalten können. Aber ich glaube, wir sind gewappnet, sind ein gutes Team und sehr ausgeglichen. Und genau deswegen freue ich mich auf ein paar heiße Matches mit diesen Mannschaften», sagt er. Denn Dauser fühlt sich sichtlich inmitten des achtfachen Meisters. Und das Publikum spürt das. «Jeder, der schon einmal in Straubenhardt war, weiß, dass hier immer eine super Stimmung ist. Und jeder, der noch nicht hier war, muss auf jeden Fall mal hier vorbeikommen und sich davon überzeugen. Es macht schon extrem viel Spaß, hier Turnen zu schauen», betont er. Vielleicht so viel Spaß, dass man nach dem Karriereende vielleicht noch ein weiteres Jahr dranhängen könnte? Der Erste, dem so etwas passiert, wäre Dauser jedenfalls nicht.

09. Oktober 2024
von Nils B. Bohl

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