DTL-Finale 2023 | RSG
Neele Arndt: «Müssen weiter an unserer Taktik feilen»

Eigentlich freut sich Neele Arndt schon das ganze Jahr auf das DTL-Finale in Bremen. «Die Bundesliga ist jedes Jahr wieder ein tolles Ereignis. Insbesondere, weil man sonst ja seine Wettkämpfe allein bestreitet und nur für sich selbst kämpft», sagt die 18 Jahre alte Gymnastin vom Bundesligisten Berliner TSC. Auch wenn es am 11. November für den Hauptstadt-Club aus dem Stadtteil Prenzlauer Berg im Finale «nur» um Platz drei geht, Arndt ist Feuer und Flamme.

Neele Arndt will am 11. November in Bremen mit dem Berliner TSC den dritten Platz im DTL-Finale sichern.

Neele ist eine echte «Berliner Pflanze», macht dort im kommenden Jahr an der Sportschule auch ihr Abitur. Mit 170,333 Punkten war sie die Topscorerin ihres Teams, doch sie alleine kann in Bremen keine Medaille holen. Es braucht eine Mannschaft. «Jeder im Team versucht natürlich immer seine beste Leistung zu zeigen. Denn jeder weiß, dass es auf jeden Punkt ankommen kann. Gerade wenn man das Ziel hat, ganz vorne mit seinem Team mitzumischen», sagt sie und schwärmt vom Teamgeist, der in der Liga herrscht. «In der Bundesliga tritt man als Team auf. Und es ist schön, dass die ganze Mannschaft einen wieder aufbaut, wenn mal ein Fehler passiert ist. Wenn sie einem sagen, dass es nicht schlimm ist und man dann einfach gemeinsam weiter vorangeht», findet sie.

Toll findet die Berlinerin auch, dass man in der Liga Gymnastinnen aus anderen Ländern «einkaufen» darf. «Das sind ja oft sehr bekannte Gymnastinnen, die weltweit an der Spitze stehen. Das ist dann auch für mich immer ein Erlebnis, mit denen zusammen auf einer Fläche stehen zu dürfen. Oder sogar mit ihnen in meinem eigenen Team gemeinsam einen Wettkampf zu bestreiten», sagt sie.

Bei der Premiere des DTL-Finales der Rhythmischen Sportgymnastik in Bremen vor zwei Jahren, lief bei den Berlinerinnen nicht alles nach Plan. «Das war schon sehr bitter für uns. Da hat unser Gegner Bayer 04 Leverkusen seine Gymnastinnen taktisch sehr klug und erfolgreich gegen uns gesetzt», erinnert sie sich noch genau an die Tücken des neuen Scoresystems. Mit einer 14:19-Niederlage verpasste es der TSC, als erster RSG-Titelträger in die DTL-Geschichte einzugehen. «Ich denke aber schon, dass wir daraus gelernt haben. Gerade unser Trainerteam. Wir wissen nun, wie wir vielleicht besser reagieren sollten», ist sie überzeugt.

Denn am Anfang hätte man einfach nur festgelegt, wer gegen wen turne. «Aber im Finale ist es ja immer so, dass einer anfängt und auf der anderen Seite das gegnerische Team tatsächlich darauf reagieren muss. Und man weiß ja vorher nie, wer wann auf die Fläche geschickt wird», hat sie erkannt. Im Finale sei es letztlich einfach nur eine Battle, Gymnastin gegen Gymnastin, Team gegen Team. «Vielleicht werden wir im Finale unsere Taktik auch noch einmal überdenken, wie man die Mädchen am besten einsetzt», sagt sie.

Das stelle aber besondere Anforderung an die mentale Beweglichkeit der Athletinnen. «Als Gymnastin muss man dann auch wirklich bereit sein, binnen zwei Minuten auf der Fläche zu stehen», erklärt Arndt. Für sie selbst ist es kein Problem, aus der Wartschleife plötzlich in den Wettkampfmodus zu wechseln. «Aber ich kann aus Erfahrung von anderen Mädels sagen, dass die mental für sich einfach noch ein paar Minuten brauchen. Und für die ist das natürlich dann schwerer», sagt sie.

Neele Arndt turnt gerne für den Berliner TSC. «Es macht mich einfach stolz, dass ich für meinen Verein an den Start gehen kann», sagt sie.

Arndts sportliche Heimat ist der Berliner TSC. «Seit ich mit der RSG begonnen habe, bin ich dort gemeldet. Es macht mich daher halt einfach stolz, dass ich für meinen Verein auch wirklich an den Start gehen kann. Und mit den Mädchen, die mit mir für den Berliner TSC starten, trainiere ich tagtäglich zusammen. Wir kennen uns sehr gut, sind sehr gut befreundet», erzählt sie. Auch die Kooperation des TSC mit TuG Leipzig, die noch kein eigenes Bundesligateam haben, läuft bestens. «Mit denen verstehen wir uns auch sehr gut. Die kommen auch öfter mal zum Training vorbei», verrät Arndt. Selbst die ausländischen Gastturnerinnen werden in Berlin immer sofort ins Team integriert. «Das harmoniert auf irgendeine wundersame Weise immer auf Anhieb. Oft gehen wir dann am Abend vor dem Wettkampf noch zusammen etwas essen. Und so lernt man sich kennen und zum Teil wird daraus auch eine richtige Freundschaft», erklärt die Gymnastin, die im Olympiapark von Berlin trainiert.

Ringbahn statt Weltreise

Geht es nach Neele, wird sie nach ihrem Abitur einmal Politikwissenschaften studieren. Allerdings nicht, weil sie es dann zum Bundestag nicht ganz so weit hätte. «Ich tendiere eher zu Wirtschaftsjournalismus», erklärt sie. Eine Reise um die Welt nach dem Abi wäre dagegen nicht unbedingt Neeles Ding. «Nee, überhaupt nicht», sagt sie. «Dadurch, dass man mit dem Sport allgemein sehr viel reist und es auch gerade in unserer Sportart wirklich phänomenal ist, wie viele ausländische Wettkämpfe man machen kann, ist es jetzt nicht wirklich einer meiner Träume, eine Weltreise oder ein Auslandsjahr zu machen», lacht sie.

Wer nun aber glaubt, Neele sei deswegen etwa langweilig, der täuscht sich gewaltig. «Was mich vielleicht einfach ausmacht, ist, dass ich immer Lust habe, was Neues zu lernen. Ich will neue Sachen ausprobieren, um mich immer weiterzuentwickeln. Ich will nicht auf demselben Punkt stehen bleiben», beschreibt sie sich selbst.

Grundsätzlich ist Neele mit der Bundesliga und ihrer Entwicklung sehr zufrieden. «Ich persönlich würde allerdings das Finale nicht so früh wie in diesem Jahr ansetzen, sondern wirklich ein bisschen später. Und auch die Vorrunden, so wie es früher auch war, glaube ich, im Zwei-Wochen-Abstand und nicht innerhalb von drei Wochen», empfiehlt die Gymnastin. Die Abteilungsleitung der DTL wird das sicher mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen.

03. November 2023
von Nils B. Bohl

Zurück