1. BUNDESLIGA | TURNEN FRAUEN
Neuaufbau im Zeichen der Pyramide
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung liegt im Umbruch, den die Mannschaft derzeit durchläuft. Die Turngemeinschaft setzt dabei auf einen nachhaltigen Neuaufbau – mit einem bemerkenswert jungen Team. Die Nachwuchsarbeit genießt in Karlsruhe seit jeher hohen Stellenwert. Die meisten der Karlsruher Turnerinnen entstammen dem renommierten Turnzentrum der Kunstturn Region Karlsruhe e.V., das als Talentschmiede weit über die Region hinaus bekannt ist. Das neue Überlebenskonzept für die Bundesliga basiert nun auf der Förderung junger Athletinnen, denen früh Verantwortung übertragen wird. Das Trainerduo Goneta Dervisholli und Ande Silbe verfolgt dabei eine klare Strategie: Der Klassenerhalt steht 2025 im Vordergrund, das Sammeln von Wettkampferfahrung soll im Mittelpunkt stehen.
Ohne Furcht vor großen Namen
Nicht zuletzt sind es gesundheitliche Rückschläge, die einen Umbruch unausweichlich gemacht haben. Die Stammbesetzung fällt für die aktuelle Saison weitgehend aus. Insbesondere der Ausfall von Kapitänin Anna-Lena König wiegt schwer. Auch Loane Thum und Claudine Soliman stehen dem Team nur eingeschränkt zur Verfügung. Die medizinischen Prognosen lassen zwar hoffen, dass einige Leistungsträgerinnen im zweiten Halbjahr zurückkehren könnten – doch ein verlässlicher Zeitplan lässt sich derzeit nicht formulieren. Der verletzungsbedingte Aderlass zwingt den Trainerstab dazu, der jungen Generation Verantwortung zu übertragen, noch bevor diese ursprünglich eingeplant war.
Ein Kader voller Potenzial und Ungewissheit
Mit zwölf gemeldeten Athletinnen verfügt die TG Karlsruhe-Söllingen über einen vergleichsweise großen Kader. Der Altersdurchschnitt liegt bei lediglich 15 Jahren – jünger ist in der Liga nur ein Team. Dies zeugt einerseits von großem Vertrauen in die Nachwuchskräfte, verlangt aber auch ein Höchstmaß an pädagogischem Fingerspitzengefühl. Trainerin Dervisholli begegnet dieser Herausforderung mit realistischer Gelassenheit: «Wir hoffen, dass die Mädchen mit Leichtigkeit an die Wettkämpfe herangehen. Fehler sind nicht nur erlaubt – sie sind essenziell für den Lernprozess.» In einer so anspruchsvollen Liga früh Verantwortung zu übernehmen, sei gewiss keine leichte Aufgabe. Doch man sei bereit, auch Umwege in Kauf zu nehmen, um langfristig ein stabiles Fundament zu schaffen.
Der erste Wettkampf der neuen Saison findet in Mannheim statt – eine Gelegenheit, bei der die Nähe zur Fächerstadt sicherlich für regen Fanandrang sorgen dürfte. Die Unterstützung durch das treue Publikum war stets ein Markenzeichen der Karlsruher Turnerinnen. Beim Auftakt werden neben der erfahrenen Maja Graf die jungen Talente Melina Buchfink, Eliana Schäfer und Clara Schwertner im Fokus stehen. Unterstützt wird das junge Team von einer internationalen Gastturnerin, da Claudine Soliman verletzungsbedingt nur eingeschränkt einsatzfähig ist. Die Mannschaft tritt mit realistischem Anspruch und bewusst gesetzten Maßstäben an – der Blick geht nach vorn, nicht zurück. «Wir lassen uns einfach überraschen», bringt es Dervisholli zum Schluss auf den Punkt – ein Satz, der Gelassenheit wie Ambition gleichermaßen ausstrahlt.