BUNDESLIGA STAFFEL B | RSG
Schlaflos in Thüringen: Gera stemmt Bundesligaauftakt

Über die vergangenen Wochen hat der Bundesligaauftakt der Staffel B in Gera am kommenden Wochenende Schritt für Schritt Gestalt angenommen. Gleich drei Ligen sind in der thüringischen Stadt an der Weißen Elster zu Gast. Am Samstag um 12:00 Uhr startet die 2. Bundesliga, um 17:00 Uhr trifft die 1. Bundesliga erstmals in diesem Jahr aufeinander. Am Sonntag dann geht auch das heimische Team Thüringen (12:00 Uhr) in der 3. Bundesliga auf die Fläche. Das Ziel: Klassenerhalt. «Die ganze Vorbereitung war natürlich ein ganz schöner Akt und hat ja auch schon so ein paar schlaflose Nächte bereitet. Aber es haben dann alle mitgeholfen und es läuft in die richtige Richtung», erzählt Kathrin Kirmse, die für den Wettkampf in der dortigen Panndorfhalle verantwortlich zeichnet.

Machte aus einer spontanen Idee ein Bundesligaevent in Gera: Kathrin Kirmse vom Team Thüringen.
Mit Kreativität und Eltern-Power die Bundesliga gestemmt: Team Thüringen

«Die Idee ist letztes Jahr entstanden, als wir das erste Mal an der Bundesliga teilgenommen haben», verrät sie. Mit den Erfahrungen  bei Turnieren in Düsseldorf und in Schmiden reifte der Entschluss, sich selbst an einem Bundesligawettkampf zu versuchen. «Und was mich dann auch wirklich noch motiviert hat, war, dass auch so viele Fremde gesagt haben, das ist toll und macht das, zieht das durch und wir freuen uns», erzählt sie.

Unterstützung kam aus allen Richtungen, insbesondere von den Eltern. «Und das, obwohl ja nicht jeder ein Kind dabei hat, das am Wochenende im Wettkampf mit auftreten kann», freut sie sich. Hungern muss rund um den Wettkampf niemand. «Natürlich gibt es einen Kuchenbasar, an dem die Eltern intensiv beteiligt sind. «Das Besondere ist sicherlich, und das kann man auch der Öffentlichkeit noch einmal mitgeben, dass wir das natürlich nur als Team so schaffen können», findet Kirmse.

Team heißt in diesem Fall Team Thüringen. Beim Drittligisten haben die Vereine TSV 1880 Gera-Zwötzen, TSV 1883 Schwarza und USV Jena ihre Kräfte gebündelt. «Und nur so konnten wir in der Zusammenarbeit mit Jena und auch mit der Unterstützung von allen Eltern dieses Projekt stemmen. Die werden die Halle mit einräumen und am Ende bis was weiß ich wann bereitstehen», sagt Kirmse.

Sich in ein Bundesligateam zu integrieren war für sie nie ein Problem: Lara Neff vom Team Thüringen.
Mit 18 Jahren schon ein Routinier: Lara Neff vom Team Thüringen

Mit 18 Jahren ist Lara Neff so eine Art Routinier im Team der Thüringer. Aufgeregt ist die Geraerin noch nicht. «Aber das wird bestimmt noch kommen», glaubt sie. Schließlich haben sich neben den Eltern auch Oma und Opa angesagt. Und auch ein paar Freunde werden vorbeischauen. «Cool ist, dass es über zwei Tage geht. Da können wir uns am Samstag in der 1. und 2. Bundesliga in Ruhe die ganzen Profis anschauen. Da ist auch die ganze Bande mit dabei», sagt sie.

In der Bundesliga zusammen mit den anderen zu stehen und sich gegenseitig zu unterstützen, war für Neff nie ein Problem. «Wir waren ja schon immer mit Jena im Kontakt. Wir hatten ja auch schon oft Wettkämpfe dort. Wir kennen die ganzen Gymnastinnen persönlich und hatten zusammen immer irgendwelche Trainingslager oder Kadertests», erzählt sie. Man war sich nicht fremd, dennoch gab es Herausforderungen zu meistern. «Wer macht welche Übung, wie teilen wir die Geräte auf, wer macht die besten Punkte. Da muss man dann auch irgendwie zusammenfinden», erklärt sie.

Schöpft Eindrücke und Emotionen aus ihren Bundesligareisen: Lara Neff vom Team Thüringen.
«Bei fünf Wettkampftagen wäre ich sofort dabei», sagt Lara Neff

Und manchmal, räumt sie ein, habe dann auch die Einsicht reifen müssen, dass die Andere an einer bestimmten Stelle wohl doch besser sei als man selbst. «Es mussten dann wahrscheinlich viele auch einsehen, dass es um das Team geht. Und dafür eben die beste Entscheidung getroffen wird», sagt sie.

Nüchtern betrachtet sei zwar auch die Bundesliga ein Einzelwettkampf. «Klar, es können dich vielleicht auch einmal andere Gymnastinnen retten, indem sie ihr Gerät eben nicht fallen lassen. Du als Gymnastin musst aber abliefern. Was die Bundesliga jedoch wirklich ausmacht, ist das gemeinsame Kämpfen im Team. Dass man dadurch ein bisschen näher zusammenkommt. Es schweißt uns Gymnastinnen geradezu zusammen. Neue Freundschaften bilden sich. Ich glaube, das ist es, was zählt», findet sie.

Ginge es nach Neff, dürften es ruhig mehr solche Wettkämpfe in der Saison sein. «Gut, zeitlich ist es natürlich ein Aufwand, immer irgendwo hinzufahren. Da muss man sich dann eben absprechen, dass man irgendwie Fahrgemeinschaften bildet. Aber an so einem Wochenende wird man dafür mit vielen Eindrücke und Emotionen entschädigt. Das ist schon schön», sagt sie und fügt hinzu: «Also bei fünf Wettkampftagen wäre ich sofort dabei».

Alles klar für das zweite Jahr in der 3. Bundesliga: Lara Neff vom Team Thüringen ist bereit.
Kommt am Sonntag der Mannschaftskreis beim Team Thüringen?

Ein bestimmtes Ritual haben sie beim Team Thüringen vor Bundesligawettkämpfen noch nicht. «Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Jena ein Maskottchen mitbringt. Und klar, vorher einfach noch mal alle zusammenstellen, sich sammeln und dann geht es los», sagt sie. Eine feurige Rede im Mannschaftskreis hält vor dem Wettkampf derzeit jedenfalls noch niemand. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. «Vielleicht entwickelt sich das ja am Sonntag, wer weiß», sagt sie mit einem Augenzwinkern.

vor 15 Stunden
von Nils B. Bohl

Zurück