1. BUNDESLIGA | TURNEN FRAUEN
Tittmoning wandelt auf dem goldenen Pfad
Die Saison 2024 hätte kaum spannender verlaufen können: Mit zwei Siegen in den ersten beiden Begegnungen sicherte sich der TSV zunächst die Tabellenführung, ehe in Herbolzheim und Esslingen zwei knappe Niederlagen gegen Stuttgart folgten. Am Ende qualifizierten sich beide Mannschaften punktgleich für das DTL-Finale. Dort entschied letztlich nicht die absolute Leistung, sondern das taktische Feingefühl im Score-System über den Ausgang – zugunsten der Schwäbinnen. So blieb Tittmoning-Chemnitz, wie bereits in den Jahren zuvor, nur der zweite Platz. Ein bitterer, wenn auch respektabler Lohn für eine Saison, die kaum Schwächen zeigte und dennoch nicht zur Krönung reichte. Für 2025 gilt: Der Vizetitel allein genügt nicht mehr.
Trainerin Tatjana Bachmayer betont die Bedeutung eines ausgewogenen Vorgehens. Die unmittelbare Belastbarkeit der Athletinnen soll nicht auf Kosten langfristiger Ziele gehen – vor allem im Hinblick auf Europa- und Weltmeisterschaften, für die mehrere Turnerinnen ebenfalls infrage kommen. Entsprechend vorsichtig gestaltet sich die Planung: Wer beim ersten Bundesliga-Wettkampf in Mannheim startet, wird erst vor Ort entschieden – abhängig von Tagesform, Stabilität und dem taktischen Gesamtbild. Da der Wettkampf zugleich als EM-Qualifikation dient, erhofft sich das Trainerduo Bachmayer und Anatol Ashurkov die Teilnahme möglichst vieler Athletinnen aus dem Chemnitzer Bundesstützpunkt. Die Kaderbreite erlaubt Flexibilität, doch Risiken will man bewusst vermeiden.
Erfahrung als Schlüsselressource
Mit einem Durchschnittsalter von 17,6 Jahren gehört der TSV zu den erfahreneren Mannschaften der Liga. Zahlreiche Athletinnen haben bereits internationale Wettkämpfe bestritten und wissen mit der Bühne Bundesliga umzugehen. Doch Erfahrung allein ist kein Garant für Erfolg. Vielmehr, so ist das Trainerteam überzeugt, kommt es auf das Miteinander an. Mentalität, gegenseitige Unterstützung und das Vertrauen in den Teamzusammenhalt werden gezielt gefördert. Auch Routiniers verspüren Nervosität, aber im Kollektiv lässt sich diese in Konzentration umwandeln. Die emotionale Reife des Kaders dürfte in einer hochklassig und eng besetzten Liga ein wertvolles Pfund sein.
Die Saison bringt zusätzliche Herausforderungen: Einige Turnerinnen sind Teil der Bundeswehr und nehmen regelmässig an Lehrgängen teil – was die Wettkampfplanung erschwert. Umso bedeutender ist der grosse, stabile Kader, der punktuelle Ausfälle kompensieren kann. Trainerin Bachmayer verweist darauf, dass viele Personalentscheidungen kurzfristig fallen werden – immer mit Blick auf die Verfügbarkeit und die gesundheitliche Verfassung. Trotz aller Unwägbarkeiten ist das Saisonziel eindeutig: das Erreichen des DTL-Finales und – anders als im Vorjahr – der Gewinn der Meisterschaft. Die Voraussetzungen sind gegeben, die Konkurrenz gewarnt. Ob es in diesem Jahr gelingt, den letzten Schritt zu gehen, bleibt die grosse Frage der Saison.