OLYMPIA 2024 | PARIS
Varfolomeev erklimmt den golden Gipfel ihrer Karriere
Etwas weniger als ein Jahr ist es her, das Varfolomeev bei den Weltmeisterschaften in 2023 in Valencia alle fünf möglichen Einzeltitel abräumte. Mit ihrem Olympiasieg geht sie nun endgültig in die deutsche Sportgeschichte ein. Vor ihr war das noch keiner deutschen Gymnastin gelungen. Die Letzte, die auf einem olympischen Siegerpodest stand, war Regina Weber. Die hatte in Los Angeles 1984 die Bronzemedaille gewonnen. «Es fühlt sich unglaublich an, dass die ganze Arbeit, der Schweiß, das Weinen, die Schmerzen sich gelohnt haben und ich eine Goldmedaille um den Hals habe», sagte Varfolomeev, die ihre Medaille aus der Hand der ukrainischen Stabhochsprung-Legende Sergej Bubka in empfang nahm. Die deutsche Hymne sang Varfolomeev aus vollem Hals mit, an ihrer Seite freuten sich Borjana Kaleyn aus Bulgarien (140,600) über die Silbermedaille. Auch die italienische Mitfavoritin Sofia Raffaeli (136,300), die nach der Qualifikation vom Donnerstag noch in Führung gelegen hatte, hatte sich da schon mit ihrer Olympia-Bronze angefreundet.
Darja Varfolomeev war am frühen Nachmittag mit dem Reifen gestartet und traf im Vergleich zum Vortag ihre Übung diesmal auf den Punkt. Mit 36,300 Punkte setzte sie sich direkt an die Spitze des Feldes. Mit dem Ball (36,500) konnte sie anschließend ihre Führung sogar noch ein wenig ausbauen. Mit den Keulen packte sie noch einmal fehlerfreie 36,350 Punkte obendrauf. Auch mit dem Band zeigte sie keine Nerven. Trainerin Yuliya Raskina war danach zu Tränen gerührt. «Heute hat sie mir immer wieder gesagt, dass sie es schaffen kann. Dass ich so viel gearbeitet habe, um an diesen Punkt zu gelangen, und dass ich jetzt zeigen kann, was ich erreicht habe», verriet Varfolomeev. Sie sei einfach nur glücklich, dass sie es tatsächlich geschafft habe. «Ich war sehr, sehr fokussiert auf mich selbst. Die Vorbereitung war sehr hart, aber sie hat sich ausgezahlt", betonte sie.
Margarita Kolosov kämpfte bravourös, verpasste aber dennoch die Bronzemedaille
Die Trauer lag an diesem Tag bei Margarita Kolosov. Die 20-Jährige vom TSV Schmiden kämpfte einen bravourösen Kampf, und landete dennoch mit 135,250 Punkten auf dem undankbaren vierten Platz. Mit 34,600 Punkte war sie mit dem Reifen fehlerfrei gestartet, mit dem Ball hatte sie weitere 34,150 Zähler in ihren Mehrkampf eingebucht. Mit den Keulen (33,950) setzte sie sich endgültig in der Spitzengruppe fest, der Traum einer Bronzemedaille schien plötzlich greifbar. Doch trotz einer tadellosen Bandübung (32,500) reichte es am Ende nicht für Edelmetall. Zu groß war die Lücke, um sie gegen Raffaeli noch schließen zu können. Doch wie knapp es tatsächlich war, zeigte die Reaktion der Trainerin des italienischen Stars, die ihre Gymnastin noch in der Kiss & Cry Ecke jubelnd unter sich begrub. Denn trotz ihrer verpassten Chance hatte auch Raffaeli an diesem Tag ein Stück Geschichte geschrieben: Ihre Bronzemedaille ist die erste olympische Medaille für Italien im Einzel-Mehrkampf.
Boryana Kaleyn
Die einzige Konkurrentin, die in die Nähe von Varfolomeevs Olymp kam, war die 23-jährige Boryana Kaleyn aus Bulgarien. Während des gesamten Wettkampfs verteidigte sie ihren zweiten Platz, für einen den Angriff auf Varfolomeevs Goldposition reichte es aufgrund deren Fehlerarmut aber nicht. Dennoch turnte Kaleyn den Wettkampf ihres Lebens, sicherte sich mit einem Notenschnitt von über 35 Punkten völlig verdient Olympiasilber. Neben Varfolomeev war sie die einzige Turnerin, die die 140-Punkte-Marke durchbrechen konnte. Für Bulgarien war es das erste Edelmetall, seit Adriana Dunavska bei den Spielen in Seoul 1988 ebenfalls Silber gewonnen hatte.
Rang fünf belegte Daria Atamanov aus Israel. Es folgten die Slowenin Ekaterina Vedeneeva, die Chinesin Wang Zilu und Raffaelis italienische Teamgefährtin Milena Baldassarri.
Bundesliga startet im Herbst mit vielen Stars
Doch nicht nur bei Olympia traf die Weltelite aufeinander. Die Fans der Rhythmischen Sportgymnastik können sich darüberhinaus bereits jetzt auf den heißen Herbst 2024 freuen. Denn dort werden bei den beiden Wettkampftagen der RSG-Saison am 19./20. Oktober in Bremen und Gera sowie am 9./10. November Dillenburg und Frankfurt alle deutschen Top-Gymnastinnen und sicher auch einige internationale Stars zu sehen sein.
Das DTL-Finale der Rhythmische Gymnastik findet in diesem Jahr am 23. November in Schmiden statt. Gastgeber des Events wird der amtierende Meister TSV Schmiden sein.
So geht's weiter bei Olympia in Paris
Samstag, 10. August
Finale Mehrkampf | Gruppe (14:00 Uhr)