1. BUNDESLIGA | TURNEN FRAUEN
Viva Colonia: Mit erfahrenen Kräften und junger Frische
Die Enttäuschung nach dem jüngsten Finale war greifbar – nicht zuletzt, weil der mögliche Podestplatz gewissermassen selbst aus der Hand gegeben wurde. Die Strategie der ersten beiden Geräte ging auf, man verschaffte sich früh einen Vorsprung. Doch ausgerechnet am Sprung verließ das Team der Mut zur Disziplin. Trainer Patrick Magnani zeigte sich nach dem Wettkampf selbstkritisch. «Aus solchen Momenten muss man lernen», resümiert er rückblickend. Die Aufarbeitung erfolgte unmittelbar, begleitet von einem versöhnlichen Mannschaftsabend, der das sportlich Bittere in einen gemeinschaftlichen Neuanfang verwandelte. Eine bewusste Geste des Zusammenhalts, die verdeutlicht: In Köln ist das Team mehr als die Summe seiner Wertungen.
Auch personell bleibt der Kern stabil. Sämtliche Leistungsträgerinnen der vergangenen Saison setzen ihr Engagement fort – ein klares Zeichen für die intakte Teamstruktur. Ergänzt wird der Kader durch drei vielversprechende Talente aus dem eigenen Nachwuchs: Destiny Menga, Anna Noack und Leni Seifner. Der interne Aufbau funktioniert – kein Zufall, sondern Ergebnis langjähriger Förderung. Im Trainerteam zeichnet sich ebenfalls ein Übergang ab: Shanna Poljakova, eine prägende Figur im DTL-Umfeld, tritt kürzer. Die Verantwortung auf Bundesliga-Ebene liegt fortan bei Magnani und Jasmin Vogel. Ein eingespieltes Duo, das die Balance zwischen Routiniertheit und Aufbruch wagt.
Ohne Furcht vor großen Namen
Der Saisonauftakt steht unmittelbar bevor, und der Blick richtet sich auf Mannheim. Dort werden Aiyu Zhu und Florine Seifner die Führungsrollen übernehmen müssen. An ihrer Seite: junge Turnerinnen, denen das Vertrauen ausgesprochen wurde, sich auf höchstem Niveau zu beweisen. Der Altersdurchschnitt liegt bei 16 Jahren – ein kalkuliertes Risiko, das auf Perspektive setzt. Derweil fällt Salina Bousmayo aus – sie vertritt Marokko beim Weltcup in Kairo. Auch Sarah Voss, nach den Olympischen Spielen in Paris noch im Rehabilitationsprozess, steht nicht zur Verfügung. Doch ihr Einfluss bleibt spürbar. «Sarah wird das Team von außen mit ihrer Präsenz tragen», sagt Magnani. Eine echte Anführerin eben, selbst wenn sie nicht auf der Matte steht.
Trotz personeller Einschränkungen bleibt der sportliche Anspruch bestehen. Mit einer vollständig einsatzfähigen Mannschaft – unter anderem mit Charleen Pach, die nach einer Ellenbogenverletzung am Balken wieder mitmischt – wäre mehr denkbar. Doch Magnani bleibt realistisch: «Im Turnsport ist der Wunsch nach Vollbesetzung häufig ein Luxusgedanke.» Die Zielsetzung lautet daher: Einzug ins Finale um Platz drei – ein Erfolg, der unter den gegebenen Bedingungen hoch zu bewerten wäre. Die Mischung aus Erfahrung, jugendlichem Mut und strategischer Geduld könnte am Ende den Unterschied machen.