Wetzgau | KTV Obere Lahn I |
40 | 30 |
Einzelnachweis
[Die kursiv geschriebenen Turner legten im Mann gegen Mann Duell vor]
Vorbericht
Die Zuversicht ist groß
Ludwig-Jahn-Straße 8 in 77 815 Bühl – es soll für den TV Wetzgau zu einer historischen Adresse werden. Hier steht die Schwarzwaldhalle, in der die Kunstturner von Paul Schneider am kommenden Sonntag in die 1. Bundesliga zurückkehren wollen. Diesem Ziel haben die Gmünder in den vergangenen Monaten alles andere untergeordnet. Nun soll der verdiente Lohn für die harte Arbeit eingefahren werden.
Trainer Paul Schneider feierte gestern Geburtstag. „Die Jungs haben mir mit dem Sieg am Samstag ein sehr schönes Geschenk gemacht“, sagte er. Mit einem weiteren Triumph am Sonntag aber würden sie diesem noch das Sahnehäubchen aufsetzen. Schneider: „Wir haben alles dafür getan, alles gewonnen – jetzt sind wir auch zu 100 Prozent darauf aus, den Triumph vollends perfekt zu machen.“ Der Kontrahent ist aber ein ganz dicker Brocken: das Team Obere Lahn. Die Lahner unterlagen zwar Leopoldshöhe, behielten aber aufgrund eines einzigen mehr gewonnenen Gerätes während der gesamten Saison die Spitzenposition und treffen somit auf die Wetzgauer. „Die Mannschaft ist komplett ausgeglichen besetzt. Sie hat kaum Schwächen und wird uns alles abverlangen. Aber: Wir werden gerüstet sein“, so der Gmünder Coach.
Die Wochenplanung der Wetzgauer ist ganz genau auf den Wettkampf am Sonntag zugeschnitten: Tägliches Training steht ebenso auf dem Programm wie zwei weitere Testwettkämpfe, in denen die Athleten nochmals ihre Stärken unter Beweis stellen müssen. „Wir hoffen, dass sich niemand mehr verletzt und auch keiner mehr krank wird. Ansonsten werden wir bestens vorbereitet nach Bühl reisen.“ Abfahrt wird am Sonntag um 8 Uhr sein, da bereits um 11.30 Uhr das Einturnen ansteht und schließlich um 12.30 Uhr der Wettkampf beginnt.
Zum ersten Mal zu sehen sein wird in den Wetzgauer Reihen dann der Franzose Yann Cucherat. „Wir versprechen uns von ihm, dass er Daniel Popescu eins-zu-eins ersetzen wird“, so Schneider. Popescu, Co-Trainer des TVW und einer der besten in seinem Team, hatte sich vor wenigen Wochen bei einer Übung am Boden beide Achillessehnen gerissen. Er wird noch bis zur Saison im nächsten Herbst ausfallen. Cucherat gilt als der derzeit wohl stärkste französische Turner und turnt in der 1. Liga des deutschen Nachbarstaates gemeinsam mit dem Wetzgauer Helge Liebrich.
Gegen 15 Uhr am Sonntag wird schließlich feststehen, ob die Wetzgauer unter dem Weihnachtsbaum die Rückkehr in die Bundesliga feiern können oder aber nochmals ein Jahr in der zweithöchsten Klasse ansteht. Die Trainer sind sich einig: „Daran wollen wir keinen Gedanken verschwenden, und es wäre schon ein harter Schlag für mich“, sagt Paul Schneider. Doch das sieht man in Reihen der Mannschaft Obere Lahn sicherlich keinen Deut anders.
Nachbericht
TV Wetzgau ist wieder erstklassig
TVW siegt 40:30 gegen die KTV Obere Lahn in der Bühler Schwarzwaldhalle
Erste Liga, wir kommen: Am Sonntagnachmittag ab 16.04 Uhr konnten die Wetzgauer Turner mit ihren rund 120 mitgereisten Fans feiern.
Die Woche der Wahrheit war für den TV Wetzgau alles andere als ruhig. „Ich habe kaum geschlafen, hatte ständig einen Kloß im Hals“, konstatierte Paul Schneider noch bevor seine Athleten an die Geräte in der Schwarzwaldhalle in Bühl traten. Verständlich waren die Sorgen, konnte doch kaum einer einschätzen, wie stark das Wetzgauer Team tatsächlich sein würde. Nach der schweren Verletzung von Daniel Popescu, der sich vor wenigen Wochen beide Achillessehnen gerissen hatte, aber natürlich sein Team nach Bühl begleitete, musste reagiert werden. Und wie: Mit Yann Cucherat wurde der derzeit beste französische Nationalturner verpflichtet. Und der zweimalige Olympiateilnehmer wurde gestern zu einem der Matchwinner für den TVW.
Auf der Fahrt nach Bühl herrschte im Bus absolute Ruhe. Konzentration war angesagt vor einem Wettkampf, der die Mannschaft zum erstern Mal in dieser Saison richtig fordern würde. „Jeder wusste: Heute gilt es. Alles andere war Vorgeplänkel!“, so Dominik Pfeifer in der Halle. Als einer der Youngster zeigte er, wie breitgefächert das Wetzgauer Kunstturn-Ensemble in dieser Runde ist: Da stehen neben Urgesteinen eben auch junge Athleten, ergänzen Nachwuchsturner die Mannschaft ebenso wie die unverzichtbaren Akteure aus dem Ausland.
Der TVW startete nach Maß. Am Boden siegten die Gmünder gleich mit 10:0 – und alles schein gerichtet für einen gemütlichen Nachmittag. Doch weit gefehlt. Gerade Helge Liebrich, in dieser Wettkampfsaison wieder der Punktelieferant für die Wetzgauer, musste am Pauschenpferd absteigen. Und plötzlich rückte die KTV heran. Mit 5:8 musste sich der TVW geschlagen geben und zeigte sich ein wenig geschockt. Denn auch an den Ringen zogen die TVW-ler den Kürzeren, so dass es zur Halbzeit lediglich 20:15 in der für diesen großen Wettkampf viel zu kleinen Halle lautete. „Ein Hexenkessel“, kommentierte Wetzgaus Ex-Turner und Funktionär Günther Wildner auf der Tribüne und erntete die Zustimmung von Turnpapst Otto Baur, der mit weiteren rund 120 Wetzgauern den Weg ins badische Bühl gefunden hatte. Insgesamt platzte die Halle mit rund 750 Besuchern aus allen Nähten. Diese verwandelten die Arena in ein Tollhaus je mehr sich der Wettkampf seiner Entscheidung näherte.
Diese suchten Liebrich und Co. am vierten Gerät, dem Sprung. Dem 5:2 sollte denn auch noch ein 7:4 am Barren (mit einer Weltklasseübung von Yann Cucherat) folgen. Doch am Reck begann dennoch nochmals das Zittern: Als Helge Liebrich sich mit vier Scorepoints geschlagen geben musste, lag alles in den Händen des französischen Neuzugangs Cucherat. Und der ließ keinen Zweifel mehr aufkommen am siegreichen Ende für den TVW. Erneut war seine Übung überragend: Er fuhr die letzten fünf Scorepoints an diesem Tag ein. Paul Schneider strahlte bis über beide Ohren: „Ich wusste ganz genau, als ich ihn verpflichtet habe, wen ich uns da hole! Aber ich muss auch meiner kompletten Mannschaft ein riesiges Kompliment machen. Sie hat bestens in diesen nervenaufreibenden Wettkampf hinein gefunden und schließlich auch verdient gewonnen.“ Ein spezielles Lob gab es zudem vom Trainer für Johannes Schaal: „Fantastisch, was er gezeigt hat!“
Nun stehen die Wetzgauer, bei denen Adrian Bucur kurzzeitig für bange Blicke gesorgt hatte, als er beim Sprung umgeknickt war, wieder im deutschen Oberhaus. „Das war unser einzige Ziel. Diese Mannschaft hat in der 2. Liga nichts verloren. Wir gehören dort oben rein, und nun sind wir mächtig stolz, dass es geklappt hat“, sagte Paul Schneider und herzte seinen Abteilungsleiter Klaus Dengler.
Der Rest an diesem Abend war Feiern. Mit Adrian Bucur, dessen Verletzung sich als harmlos herausstellte, und mit Cucherat, der fürs nächste Jahr schon seine Zusage gegeben hat.
Infos zum Wettkampf
Termin: | 11.12.2011 12:30 |
Ort: | Schwarzwaldhalle, Ludwig-Jahn-Str. 8, 77815 Bühl |
GerätePunkte: | 8 : 4 |
TopScorer
Lotz, Fabian - GER KTV Obere Lahn I | 15 |
Cucherat, Yann - FRA Wetzgau | 12 |
Bucur, Adrian - ROM Wetzgau | 9 |
Liebrich, Helge - GER Wetzgau | 8 |
Hidvegi, Vid - HUN KTV Obere Lahn I | 7 |
Männer
WK | GP | Diff | Pkt |
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