Die ersten zwei Jahrzehnte
20 Jahre ist sie nun schon alt, die Deutsche Turnliga. Viele spannende Wettkämpfe wurden ausgefochten, etliche Meistertitel ausgiebig gefeiert. Olympiasieger wie Andreas Wecker und Fabian Hambüchen gingen in ihr schon an die Geräte.
Ihr heutiger Präsident Jens-Uwe Kunze ist begeistert von der Arbeit der letzten 20 Jahre und dem demokratischem Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitglieder. «Die wirkliche Leistung der DTL besteht darin, dass die Vereine selbst ihre Liga entwickelt haben und diese in einem fairen, offenen, ehrlichen konstruktiven und regelmäßigem Erfahrungsaustausch stetig weiterentwickeln», sagt Kunze. Dies habe auch der Deutsche Turner-Bund erkannt, bestätigt der Berliner. «Es gibt mittlerweile eine sehr gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Ehrenamtlichen im DTB», bestätigt der Berliner.
Das war nicht immer so. Die DTL stand bei ihrer Gründung nämlich vor allem für ein Ziel: ein modernes System, das den Muff von hundert Jahren wegnehmen und das Turnen zeitgemäß präsentieren sollte. Daran erinnern sich auch drei der Gründungsmitglieder, die von Anfang an dabei waren. «Man hat damals erkannt, dass es so wie es lief, nicht weitergehen konnte. Es gab viele Probleme zwischen dem DTB und den Turnern. Deshalb musste eine andere Lösung her. Außerdem musste es professioneller Ablaufen», erinnert sich Otto Bauer vom TV Wetzgau, ein Mann der ersten Stunde wie Peter Bullinger vom TSV Monheim: «Alle waren damals mit der Zusammenarbeit mit dem DTB unzufrieden. Man wollte es dann analog zu anderen Sportarten aufbauen und ein Ligasystem ähnlich wie im Handball oder Eishockey schaffen», erzählt er.
Auch Herbert Laupp vom Meister KTV Straubenhardt hat die Gründungszeiten noch gut vor Augen. «Hans-Jürgen Herrmann hat die Liga unter der Leitung des DTB ehrenamtlich geführt. Wir Vereine wollten aber schneller an Informationen gelangen. Aus diesem Grund haben wir uns vor 20 Jahren auch in Bremen getroffen und auf eine Professionalisierung geeinigt», erzählt er. Der Bremer Horst Neumann habe damals alle eingeladen und seinen Bruder Ralf Neumann als hauptamtlichen Mitarbeiter vorgeschlagen, damals noch in Teilzeit. Man sei sich dabei durchaus nicht einig gewesen. Vor allem habe es Befürchtungen gegeben, es könne sehr teuer für die Vereine werden. «Man darf auch nicht vergessen, dass das damalige Ligasystem das zweitälteste Ligasystem in Deutschland war, bei dem prominente Turner wie Gienger mit dabei waren», sagt Laupp. Die Ergebnisse des Wochenendes seien damals aber immer Montags per Fax an die Vereine verschickt worden. Früher konnte man nicht an Ergebnisse kommen. Undenkbar in der heutigen Zeit des «Live-Scorings».
Fragt man nach den treibenden Kräften, wird immer ein Name genannt: Ralf Neumann. Auf ihn fokussierten die Turnvereine ihre Hoffnungen. «Es gab nur ein Ziel: besser werden. Ich war am Anfang sehr skeptisch, aber die Leistung hat mich überzeugt. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt», sagt Bauer. Auch Bullinger ist mit der Liga zufrieden. Die Art und Weise, wie die Wettkämpfe stattfinden, habe sich stark verändert. Es gebe mittlerweile Vereine, die die Wettkämpfe ansprechend für das Publikum gestalten können. «Das Innovativste war aber sicherlich die Einführung des Scoresystems, das ja nun auch bei den Frauen eingeführt werden soll», findet Bullinger und ist sich sicher: « Im alten System wäre etwas so Innovatives wie das Scoresystem nie zu Stande gekommen. Die Turner und Zuschauer bei uns finden es klasse. Der Schritt war auf jeden Fall der Richtige», glaubt er.
Laupp, lange Jahre Trainer der KTV und heute Deutschlands dienstältester Kampfrichter, sieht die DTL auch nach 20 Jahren noch nicht am Ende ihrer Entwicklung. «Sie müsste noch mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Das Kunstturnen hat mit Eberhard Gienger aufgehört und mit Fabian Hambüchen wieder angefangen. Wir brauchen Persönlichkeiten im Turnen», sieht er die Sportart nicht zuletzt deswegen im öffentlichen Meinungsbild unterbewertet. Einen Ansatz, dies zu verändern kann, hat auch Bullinger: «Ein einheitlich durchgängiges Ligasystem von ganz unten bis hoch in die Bundesligen», sagt er. Ansonsten aber, findet Mitgründer Bauer, solle man aber «Genauso weitermachen!»