Pauline Tratz kennt beide Seiten des Turnens. Als Nationalturnerin und in der Deutschen Turnliga erlebte sie mit der TG Karlsruhe-Söllingen die Faszination, die Bühne, den Rausch des Erfolgs. Heute kehrt sie in den Sport als Filmemacherin zurück – und blickt in ihrer SWR-Dokumentation «Erfolg um jeden Preis?» hinter die Kulissen einer Sportart, die immer wieder von Missbrauchsvorwürfen erschüttert wird. «Es war schwieriger, als ich dachte», sagt Tratz rückblickend über die Arbeit am Film. «Ehemaligen Vorgesetzten gegenüberzusitzen, sie zu konfrontieren und mit früheren Teamkameradinnen ins Gespräch zu gehen, hat mich mehr berührt, als ich mir hätte vorstellen können», räumt sie ein. Dass sie dabei journalistische Distanz wahren musste, war eine Gratwanderung. «Ich glaube, dass ich es ganz gut geschafft habe, den Fokus auf die Arbeit zu legen – auf das, was für die Dokumentation wichtig ist», ist sie überzeugt.
Mit einem halben Auftakt ist die 3. Bundesliga Nord am Samstag in die neue Saison gestartet. Zwei Begegnungen fanden planmäßig statt – und sorgten sofort für Spannung und Geschichten. In der Zweifachhalle Leopoldshöhe ließen die heimischen Leos dem TV Wanheimerort beim 54:33 (10:2) keine Chance. Parallel setzte sich der TV Weißkirchen in einem engen Duell bei der Startgemeinschaft TV Hösbach/Großostheim mit 39:33 (7:5) durch. Die Partien TuS Vinnhorst II gegen die TSG Sulzbach sowie KTV Hohenlohe gegen TG Pfalz wurden auf den 1. November verschoben. Für Wanheimerort war es die Premiere in der Bundesliga. Der Neuling aus Duisburg musste wegen eines Hallendefekts in der Essener Haedenkamphalle auf das Turnzentrum Bochum ausweichen und feierte dort einen äußerst ungewöhnlichen Liga-Einstand.
Ein turbulenter Auftakt prägte den Start in die Saison der 2. Bundesliga Nord. Vier Begegnungen standen auf dem Programm – und gleich wurde deutlich, dass Überraschungen, klare Siege und ein technischer Sonderfall den Tag bestimmten. Aufsteiger KTT Oberhausen musste eine deutliche Niederlage hinnehmen: Die TSG Grünstadt setzte sich mit 62:18 (11:1) durch. In Essen gewann das GymTeam Metropole Ruhr gegen TG Saar II 35:19 (9:3) – am Sprung gab es wegen Problemen mit der Anlaufbahn keine Wertung. Die KTV Obere Lahn und der TSV Monheim trennten sich 34:34 (6:6), während die KTV Koblenz bei der KTV Ries mit 59:27 (10:2) siegte. Damit spannt sich das Feld nach dem ersten Wettkampftag breiter auf als erwartet. Im Fokus stand ein Name: Lorenzo Galli (Koblenz) eröffnete die Saison als Topscorer mit 21 Zählern.
Die Saison der 2. und 3. Bundesliga Nord der Männer beginnt am Samstag mit einem kompakten Auftaktprogramm. Gleich an vier Standorten treten die Teams der 2. Liga in die neue Runde ein, während in der 3. Liga Nord nur die ersten beiden Duelle stattfinden. Besonders im Fokus steht Oberhausen, wo der Aufsteiger KTT sein Debüt in der zweiten Etage gibt. Für die Ruhrpott-Riege geht es in der heimischen Sporthalle an der Heinrich-Böll-Gesamtschule gegen die TSG Grünstadt. Parallel eröffnet in Essen das GymTeam Metropole Ruhr die Saison gegen die Zweite der TG Saar. Auch die KTV Obere Lahn (gegen den TSV Monheim) und die KTV Ries (gegen die KTV Koblenz) greifen am Samstagabend ins Geschehen ein. Der TSV Monheim und die KTV Ries treten dabei in dieser Saison seit Langem wieder in der Nordstaffel an.
Mixed-Europameister Timo Eder hat die erste Qualifikation für die Weltmeisterschaften im indonesischen Jakarta gewonnen. Der 23-Jährige vom Bundesliga-Schlusslicht MTV Ludwigsburg setzte am Sonntag in Kienbaum mit 79,550 Punkten ein starkes Ausrufezeichen und verwies damit Nils Dunkel aus Halle auf Rang zwei, der mit 78,150 Zählern dicht folgte. Von den fünf gestarteten Athleten zeigte nur noch Maxim Kovalenko (70,750) von der TG Saar einen kompletten Mehrkampf. Parallel zum nationalen Test waren Kovalenkos Teamgefährte Gabriel Eichhorn, Tom Schultze und Lucas Kochan vom SC Cottbus drei weitere Turner beim World Challenge Cup in Paris im Einsatz. Die hatten dort allerdings mit Stabilitätsproblemen zu kämpfen. «Das war ein durchwachsenes erstes Qualifikations-Wochenende», bilanzierte Bundestrainer Jens Milbradt ernüchtert.
Ilona Kieckeben wird schnell emotional, wenn sie über ihre Arbeit mit den Gymnastinnen spricht. Für die 28-Jährige ist die Rhythmische Sportgymnastik nicht irgendein Zeitvertreib, sondern eine Herzenssache. Wer sie erlebt, merkt rasch, dass sie ihre Energie aus der Überzeugung zieht, Kindern und Jugendlichen über den Sport mehr mitzugeben als Technik und Medaillen. Disziplin, Zusammenhalt, Ausdauer – das sind für sie Werte, die in der Halle wachsen und weit über den Sport hinausreichen. Kieckeben selbst hat erlebt, wie prägend der Leistungssport sein kann: vom späten Einstieg in die Gymnastik über den Sprung in den Bundeskader bis hin zu Erfolgen im Tanzsport. Ab 19. Oktober steht mit dem TBG Neulußheim an der Seite ihrer eigenen Athletinnen in der Dritten Liga und versucht, das weiterzugeben, was sie selbst stark gemacht hat. Für Kieckeben kein Abenteuer ohne Ziel, sondern ein Schritt mit klarer Perspektive.
Europameisterin Karina Schönmaier hat beim World Challenge Cup in Paris ihre internationale Klasse untermauert und am Sprung die Silbermedaille erkämpft. Die 20-Jährige vom TSV Tittmoning-Chemnitz erreichte in der Endabrechnung 14,000 Punkte (14,10/13,50) und musste sich nur um eine Winzigkeit der Britin Abigail Martin geschlagen geben, die mit 14,016 Punkten knapp vorbeizog. Schönmaier führte bis zur letzten Starterin das Feld an und freute sich trotz verpasstem Sieg über ein gelungenes Wochenende. «Ich bin eigentlich ganz happy», sagte sie, auch wenn die Vorbereitung kurz und die Umstellung auf die Geräte in Paris anspruchsvoll gewesen sei. «Ich konnte mich schnell adaptieren.» Am Balken und am Barren probierte die Chemnitzerin neue Übungen, die noch nicht fehlerfrei gelangen. «Am Sprung war ich an beiden Tagen zufrieden, an den Holmen muss ich noch arbeiten», erklärte Schönmaier.
Janoah Müller vom Bundesligisten TG Mannheim wird die WM-Qualifikation des Deutschen Turner-Bunds und damit auch die Weltmeisterschaften im Turnen in Jakarta verpassen. Auf ihrem Instagram-Kanal bestätigte die 18-Jährige von der TG Mannheim am Wochenende: «No Worlds Qualifications for me». Sie habe sich bereits vor den Ferien eine Verletzung am Fuß zugezogen, die sich im Laufe der Zeit schwerwiegender als ursprünglich angenommen entwickelt habe. «Es ist schon schwer, gar nicht erst die Chance zu haben auf eine WM-Erfahrung», räumte Müller in ihrem Post ein, betonte aber, dass sie dennoch geduldig bleiben wolle, bis die Verletzung ausgeheilt sei. Die nächsten Schritte werde sie daher «in enger Abstimmung mit ihrem Team planen», damit sie «so schnell wie möglich» das Training wieder aufnehmen könne.
Je mehr Punkte die SKV im Parallelwettkampf gegen die TG Saar sammelte, desto besser wurde die Stimmung im Mannschaftsbus von Eintracht Frankfurt. Während die Hessen nach ihrer klaren 18:57 (2:10)-Niederlage bei SC Cottbus zunächst enttäuscht waren, wich die Ernüchterung auf der Rückfahrt zunehmend neuer Hoffnung. Mit dem sich abzeichnenden Erfolg der 45:23 (8:4)-Erfolg der SKV blieb für Frankfurt die Chance auf das kleine Finale um Platz drei gewahrt. «Wir saßen im Bus und haben gesehen, wie die SKV gegen die TG Saar gewinnt. Auf einmal wollten sie alle wieder feiern», erinnert sich der Ligaverantwortliche Michael Schmidt mit einem Schmunzeln an die Reaktionen seiner Turner. Den Wettkampf in Cottbus hatte die SGE mit viel Tempo eröffnet. Im Fußball würde man wohl von Pressing sprechen, für die Lausitzer bedeutete es zunächst einen Rückstand von 1:7 am Boden.
In einer ungewohnten Rolle hat sich Lukas Dauser am Wochenende in der Bundesliga präsentiert. Der 32 Jahre alte Olympiamedaillengewinner der KTV Straubenhardt stand nicht an den Geräten, sondern saß erstmals im Anzug am Kampfrichtertisch. Eigentlich hätte der Routinier seine Mannschaft lieber wie gewohnt am Barren und Reck unterstützt, doch ein Mittelfußbruch, den er sich im Urlaub zugezogen hat, machte einen Einsatz unmöglich. Da der etatmäßige Kampfrichter kurzfristig ausgefallen war und alle weiteren Vertreter im Urlaub weilten, sprang Dauser kurzerhand ein. Die neue Erfahrung schilderte der Inhaber einer A-Lizenz im Anschluss als runde Sache. «Ein bisschen komisch, ein bisschen starr, man kann sich nicht ganz so gut bewegen im Anzug», scherzte er, ehe er ernster hinzufügte: «Klar, der Code de Pointage hat sich verändert, aber wir haben uns da oben gut zurechtgefunden. Es hat Spaß gemacht», fand er.
Ein Raunen ging durch die Straubenhardthalle, als Vinnhorsts Nachwuchsturner Vladyslav Rozkhov nach seiner Bodenübung zunehmend zu humpeln begann und schließlich gestützt zur Mannschaftsbox gebracht werden musste. Der 17-jährige Ukrainer hatte sich in der letzten Bahn seiner Bodenübung eine Sprunggelenksverletzung zugezogen und musste anschließend zur weiteren Abklärung ins Krankenhaus gebracht. Sein Ausfall machte die Aufgabe für die ohnehin personell knappen Niedersachsen nicht gerade einfacher. Während die Vinnhorst improvisieren musste, feierte das Publikum die Rückkehr von Nick Klessing, der nach einer Schulter-OP erstmals wieder für die KTV Straubenhardt antrat. Mit 73:14 (10:2) setzten sich die Nordschwarzwälder am Ende klar durch und übernahm die Tabellenspitze von Schwäbisch Gmünd-Wetzgau.
Der vierte Wettkampftag der 1. Bundesliga der Männer steht ganz im Zeichen des direkten Duells um die Finalplätze. In der Lausitz-Arena empfängt der SC Cottbus am Samstag (16:00 Uhr) Eintracht Frankfurt – zwei Teams, die aktuell punktgleich mit jeweils vier Zählern auf Rang drei und vier stehen. Der Sieger könnte sich im Rennen um das DTL-Finale eine wichtige Ausgangsposition sichern. Tabellenführer TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau bleibt mit drei Siegen aus drei Kämpfen vorne, doch seine Partie beim MTV Ludwigsburg wird erst im Rahmen des Ausweichtermins am 1. November ausgetragen. Verfolger KTV Straubenhardt (4 Punkte) trifft zu Hause auf den TuS Vinnhorst (18:00 Uhr, live sporteurope.tv), während die TG Saar bei der Siegerländer KV (17:00 Uhr) antritt. Damit findet am Samstag nur eine Begegnung unter direkter Beteiligung der Finalkandidaten statt.
Nach dem Rückzug der Bundesliga-Mannschaften aus dem Turnen und der Rhythmischen Sportgymnastik hat die Abteilungsleitung bei der Frankfurter Eintracht die Bedeutung der beiden Sportarten im Verein betont. «Turnen und Rhythmische Sportgymnastik sind und bleiben ein fester Bestandteil bei Eintracht Frankfurt», teilte der Verein am Mittwoch mit. Ziel ist es laut den Verantwortlichen der SGE, die Nachwuchsarbeit zu stärken, den Sport regional zu fördern und langfristig das Fundament für künftige Erfolge zu schaffen. Dennoch ist der Schritt ein Rückschlag für den Turnsport: Denn mit der Eintracht zieht sich ein Traditionsverein aus dem höchsten nationalen Wettbewerb zurück, dessen Entwicklungskurve in den vergangenen Jahren permanent nach oben zeigte. Mit dem Verschwinden der Adlerriege werden sowohl die Bundesliga als auch die Region Frankfurt ein Aushängeschild verlieren, das über viele Jahre fester Bestandteil der Szene war.
Wenn am 20. September die Saison der 2. Bundesliga beginnt, herrscht am Kraterrand zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb bemerkenswerte Ruhe. Von Nervosität ist in Ries jedenfalls keine Spur. «Ich bin vor der Saison eigentlich immer entspannt», sagt Trainer Fabian Wolf und sieht den Dingen gelassen entgegen. Denn der KTV-Coach weiß, was er an seiner Mannschaft hat – und er weiß auch, was 2025 anders sein wird. Zum Beispiel die Anforderungen des Code de Pointage, der die Anforderungen an die Übungen verändert hat. «Für das Mittelfeld der Turner ist das vermutlich egal. Die Schwächeren jedoch haben einen kleinen Vorteil. Und ich als Coach habe dadurch mehr Auswahl, wenn zum Beispiel einer verletzt ist. Schwieriger ist es geworden, eine hohe Punktzahl zu turnen», erklärt er. Wenn man aber die Strukturen habe, könne man sich auch dort wieder gut hochturnen.
Es beginnt mit einem Sommerfest. Die fünfjährige Marie Kussi ist mit ihren Eltern zu Freunden eingeladen, in deren Familie eine Tochter Rhythmische Sportgymnastik betreibt. Man geht gemeinsam in die Halle, um sich ein Training anzusehen. Stunden vergehen, während das Kind regungslos auf der Bank sitzt und zusieht, ohne ein Wort zu sagen. «Wollen wir gehen?», fragt die Mutter immer wieder. «Nein», sagt Marie jedes Mal. Für sie steht fest: Sie will das auch machen, diese Mischung aus Tanz, Akrobatik und Disziplin, die sie von der ersten Minute an fesselt. Heute, fast 23 Jahre später, erzählt sie die Geschichte mit einem Lächeln. Es ist der Anfang eines Lebens, das nicht nur durch Höhen, sondern auch durch tiefe Brüche geprägt ist – und das sie in die Bundesliga führte, mit einem Verein, der auf den ungewöhnlichen Namen «STEH KOPF!» hört.
Die Deutsche Turnliga hat die Wettkampftermine für die kommende Saison in der Rhythmischen Sportgymnastik festgelegt. Mit der frühen Veröffentlichung will die DTL den Vereinen und Fans damit frühzeitig Planungssicherheit geben. Der Auftakt der RSG-Saison wird demnach am Wochenende des 24./25. Oktober 2026 geturnt, ehe am 7./8. November der zweite Wettkampftag folgt. Wie bereits in den vergangenen Jahren setzt die DTL auch 2026 auf ein kompaktes Format mit klarer Struktur. Sämtliche Termine sind als zweitägige Veranstaltungen vorgesehen, wodurch den Mannschaften genügend Raum für die Austragung aller Begegnungen geboten wird. Hinzu kommt die Besonderheit, dass die Staffel A und die Staffel B parallel, jedoch an zwei verschiedenen Orten, ihre Wettkämpfe austragen. So entsteht eine breite regionale Streuung und gleichzeitig eine größere Präsenz der Bundesliga in der Rhythmischen Sportgymnastik.